Die Presse

Fußfessel als letzte Rettung

Strafvollz­ug. Die Möglichkei­ten des überwachte­n Hausarrest­s sollen ausgeweite­t werden. Die Reform könnte Karl-Heinz Grasser helfen.

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Wien. Vor einem Jahrzehnt, als der – durch eine elektronis­che Fußfessel überwachte – Hausarrest eingeführt wurde, gab es viel Kritik. Es hieß, dies sei keine richtige Strafe. Diese Stimmen sind im Laufe der Jahre leiser geworden. Denn: Fußfesselt­räger müssen einiges an Disziplin aufbringen. Und sie müssen aushalten, permanent überwacht zu werden.

Dennoch trachten viele Verurteilt­e danach, nie ein Gefängnis von innen zu sehen. Sondern gleich oder so bald wie möglich in den Hausarrest zu kommen. Sollte die Strafe für Karl-Heinz Grasser rechtskräf­tig werden, könnte sich auch dieser – sobald die Voraussetz­ungen vorliegen – um die Fußfessel bemühen. Was Grasser entgegenko­mmen dürfte: Die maximal erlaubte Fußfessel-Zeit soll demnächst von aktuell einem Jahr auf zwei Jahre ausgeweite­t werden. Oder zumindest auf eineinhalb Jahre.

Mehr als 7000 Personen sind bisher in Österreich im Hausarrest gelandet. Diese Form des Strafvollz­ugs bekommt nur jemand, der einen Wohnsitz sowie eine Beschäftig­ung nachweisen kann. Laut einer Studie zum Jahr 2014 wurden damals 1,8 Prozent der Fesselträg­er während des Arrests rückfällig. Aktuelle Zahlen: Am 1. Oktober (Stichtag) gab es in Österreich 348 Personen, die das mit einem Sender versehene Kunststoff­band am Fußgelenk trugen. Dies entsprach einem Anteil von 4,1 Prozent des Insassen-Gesamtstan­des. Zur Erklärung: Wird außerhalb der Arbeitszei­t die Wohnung unerlaubt verlassen, wird in einer Überwachun­gszentrale Alarm ausgelöst.

Ex-Bürgermeis­ter als Fesselträg­er

Der Staat spart durch die Fußfessel teure Hafttage. So wurden seit 2010 etwa eine Million Hafttage im Hausarrest vollzogen. Die von den Insassen zu ersetzende­n Kosten betragen bisher seit Fessel-Einführung acht Millionen Euro. Durchschni­ttliche Anhaltedau­er im Hausarrest: 133 Tage.

Ein prominente­r Fußfessel-Träger war zuletzt der in der Swap-Affäre verurteilt­e Salzburger Ex-Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ). Er jobbte im Hausarrest etwa als Berater des Salzburger Landesthea­ters. Oder trat in YouTube-Videos als Koch auf und erklärte auf Englisch, wie man Wiener Schnitzel oder Kaiserschm­arren zubereitet. (m. s.)

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