Test im Test: „Bitte Platz nehmen und Nase putzen“
Erfahrungsbericht. Morgens war die Menschenmenge bei der Messe überschaubar, am Vormittag endete die Schlange erst bei der U-Bahn-Station. Der Auftakt verlief strukturiert.
Wien. „Wir machen einen Nasenabstrich, weil der Rachenabstrich verfälscht sein könnte“, sagt der uniformierte Soldat mit mintgrünem Vlies-Umhang beim Ausfüllen der Einwilligungserklärung. Der Sanitäter im weißen Schutzanzug wartet bereits mit dem langen Wattestäbchen. „Bitte Platz nehmen und Nase putzen“, sagt er.
Dann kommt der unangenehmere Teil: Er schiebt das Wattestäbchen tief in die Nasenhöhle und nimmt es nach gefühlt etlichen Sekunden langsam wieder heraus. Am Freitagmorgen wurden in der Messe Wien, in der Stadthalle und in der Marx-Halle die ersten Abstriche im Rahmen der CoronaMassentests genommen.
Zwei Polizisten gehen mit Maschinengewehr bewaffnet durch die U-Bahn-Station Messe-Prater. Nach dem Terroranschlag am 2. November ist die Sicherheit auch bei den Massentests besonders im Fokus. Jeder, der die U-Bahn-Station in Richtung Messe verlässt, bekommt eine FFP2-Maske in die Hand gedrückt. „Ich habe eine eigene Maske“, sagen so manche, müssen die FF2 aber trotzdem annehmen. Spätestens nach der Händedesinfektion beim Eingang weist die Security darauf hin, dass von nun an die FFP2-Maske zu tragen ist. Nach einem einige Minuten dauernden Spaziergang durch das Leitsystem zwischen den Absperrgittern weist das Bundesheer die Testpersonen in Reihen ein. Die Halle ist in drei Teile geteilt: Hinter Trennwänden finden auf der linken und rechten Seite die Testungen statt, die leere Fläche dazwischen ist wie der Rest der Halle mit gelben, blauen und grünen Linien beklebt. Die gelben Linien dienen dabei als Leitsystem unmittelbar nach dem Einlass. Die blauen Linien führen die positiv Getesteten zur PCR-Gurgeltest-Station, die grünen leiten die negativ Getesteten zum Ausgang.
Hinter den Trennwänden sind in großen Abständen Tische in U-Form aufgestellt. Dort finden die Tests statt, nachdem ein Soldat zweimal – man arbeitet nicht mit Durchschlagpapier – die Einwilligungserklärung ausgefüllt hat. „Das elektronische System hat Tücken, es funktioniert leider nicht immer. Daher nehmen wir die Daten noch einmal händisch auf und tragen sie im System nach, sobald es wieder funktioniert“, sagt Oberst Michael Bauer, Pressesprecher des Verteidigungsministeriums. Das sei zwar für das Bundesheer deutlich mehr Aufwand, habe für die Testpersonen aber keine Auswirkungen. „Im Einsatz gibt es die Redewendung ,Nur das Einfache führt zum Erfolg‘ – darum haben wir so geplant, dass alles einfach funktioniert. Ein Beispiel dafür ist das Papiersystem, das wir für den Fall aufgebaut haben, dass das elektronische System ausfällt – wie es jetzt ist. Insgesamt ist der erste Tag sehr positiv verlaufen“, sagt Bauer.
Kinder vor der Schulpflicht und Menschen, die sich berufsbedingt regelmäßig einem Coronatest unterziehen, werden in diesem Rahmen nicht getestet. Für Personen, die in den vergangenen drei Monaten positiv getestet wurden und in Quarantäne waren, ist ebenfalls keine Teilnahme an den Massentests vorgesehen. Wer sich der freiwilligen Testung unterzieht, muss sich jedenfalls auf die unangenehmere Variante der Abstrichnahme einstellen: Obwohl der Abstrich laut der Website der Stadt Wien und auch dem Informationsblatt, das beim Eingang ausgehändigt wird, „mit einem dünnen Stäbchen von der Nasenhöhle oder dem Rachen“durchgeführt wird, kommt tatsächlich nur erstere Option zum Einsatz. Lediglich bei Kindern wird die Probe ausnahmsweise vom Rachen entnommen. Im Anschluss wartet man auf einer Position, die mit einem orangefarbenen Quadrat markiert ist, rund 15 Minuten auf das Ergebnis.
Befund per Hand geschrieben
Eine Frau, die sich in der Marx-Halle testen ließ, war zwanzig Minuten vor ihrem Termin um 8 Uhr vor Ort, um 8.30 war sie an der Reihe. „Ich konnte meinen Befund nicht am Handy herunterladen und bekam dann einen handschriftlichen“, erzählt sie. Ein Soldat habe ihn zwar ausdrucken wollen, das sei aber nicht passiert. „Ich habe den ,Befund‘ gar nicht mehr. Auf dem Zettel war nur das Datum und Uhrzeit, die Testnummer und ,Ergebnis negativ‘ darauf gekritzelt.“Da es sich beim Antigentest sowieso nur um eine Momentaufnahme handelt, habe sie nicht weiter auf den offiziellen Befund bestanden. Um 8.45 Uhr konnte die Frau die Marx-Halle guten Gewissens wieder verlassen. „Als ich fertig war, war die Schlange schon fünfmal so lange wie davor“, sagt sie. Am Nachmittag wurde die Wartezeit für einen Test in der Stadthalle noch länger. Ein Ehepaar gab nach einer Stunde in der Kälte auf.
Für Menschenansammlungen gebe es ein Konzept, versichert Bauer. Die Ansteckungsgefahr sei im Freien mit Maske minimal. Und Sicherheitspersonal weise auf den Mindestabstand hin, so der Oberst.