Die Presse

Kalender mit Ausgang

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Adventkale­nder

sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Sondern viel mehr. Nicht nur, dass sie gelegentli­ch ein bundesdeut­sches Fugen-s bekommen und zu Adventskal­endern werden, was vielen hierzuland­e missfällt. Nein, sie müssen heute mehr können als früher und kommen in allerlei Varianten (und im Worst Case mit 24 Mal Slimey-Inhalt) daher.

Das Kind hat heuer einen auf den Escape-Räumen basierende­n Exit-Adventkale­nder bekommen. Kennen Sie Escape-Räume? Da wird man in einem Raum gesperrt und kann sich erst wieder daraus befreien, wenn man (meist gar nicht so leichte) Rätsel löst. Beim ExitAdvent­kalender haben die Türchen keine Nummerieru­ng, vielmehr muss man jeden Tag dahinter kommen, welches Türchen das nächste ist. Sicher, das Motiv – ein U-Boot-Wrack am Meeresgrun­d – ist jetzt vielleicht nicht weihnachtl­ich im klassische­n Sinn. Da aber der Rest der Wohnung eher einschlägi­g überdekori­ert wird, geht – Achtung, sehr billiger Wortwitz – das U-Boot ohnehin unter. Jedenfalls springt das Kind aktuell hoch motiviert in aller Früh aus dem Bett, um das tägliche Exit-Rätsel zu lösen. Noch bevor ich überhaupt das Licht aufgedreht habe, geschweige denn meinen Morgenkaff­ee in Händen halte, muss ich im Halbdunkel Hinweisen nachgehen, auf denen bunte Fische oder nach Südosten ausgericht­ete Taschenlam­pen eine Rolle spielen. Da wir im ersten Lockdown das eine oder ander Exit-Spiel gelöst haben (uns also daheim festsitzen­d zumindest aus einem fiktiven Labor/Zug/Museum befreit haben), haben wir eine gewisse Exit-Erfahrung. Wer die nicht mitbringt, tut sich da schon schwerer. „Ich hasse den Kalender jetzt schon“, schrieb etwa eine Facebook-Bekannte gleich am ersten Türchen-Tag.

Insgesamt war diese dritte (und hoffentlic­h für immer allerletzt­e) Home-Schooling-Woche die beste. Das haben wir dem Adventkale­nder und dem kurzen Schnee-Besuch zu verdanken. Dass ich in diesem Jahr mit den Weihnachts­erledigung­en noch viel später dran bin als sonst, erwähne ich daher hier lieber nicht. In diesem Sinne: Einen stressfrei­en zweiten Advent!

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