Die Presse

Vier neue Drei-Hauben-Lokale

Restaurant-Guide. Der neue „Gault & Millau“hat heuer u. a. vier hoch dotierte Neueinstei­ger in Wien gekürt. Und ein Aufleben des Fine Dinings am Land beobachtet.

- VON KARIN SCHUH

Dass der neue „Gault & Millau“Guide 2021 heuer etwas später als sonst erscheint, fällt wohl weniger auf. Vielmehr scheint es überrasche­nd, dass in diesem schwierige­n Jahr überhaupt ein neuer Restaurant­Guide erscheint, der wie üblich zwar schon das nächste Jahr im Titel trägt – die Bewertung dafür stammt naturgemäß aus dem aktuellen Jahr.

„Wir haben gemeinsam mit unserem internatio­nalen Netzwerk in Deutschlan­d, Frankreich und Belgien in sehr langen Zoom-Diskussion­en besprochen, wie wir das heuer machen“, sagt Martina Hohenlohe, die mit ihrem Mann, Karl Hohenlohe, den „Gault & Millau Österreich“herausgibt. Einfach war es nicht, immerhin ist bereits mit dem ersten Lockdown im Frühling „unser Betätigung­sfeld“, wie sie sagt, weggefalle­n. Den Guide nicht herauszubr­ingen war aber auch keine vertretbar­e Möglichkei­t. „Das wäre ein falsches Signal gewesen, ein Abgesang auf die Gastronomi­e.“Auch auf Bewertunge­n zu verzichten und die Lokale nur zur beschreibe­n, habe sich nicht richtig angefühlt. „Dann ist es kein Guide.“Es war aber schnell klar, dass man positiv an die Sache herangehen möchte und nicht das „Haar in der Suppe“suchen will, wie Hohenlohe sagt.

Bei etwa 30 Restaurant­s, vorwiegend in Skiregione­n, ist es sich mit der Bewertung dennoch nicht ausgegange­n, weil sich die Saisonen mit dem Lockdown überschnit­ten haben. Die wurden dann eben nur beschriebe­n und haben statt Hauben ein Fragezeich­en erhalten. Sie nicht zu erwähnen wäre auch nicht richtig gewesen.

Überraschu­ngen gab es aber auch heuer für die Tester. So haben vier neue Restaurant­s in Wien eröffnet, die auf Anhieb mit drei (von mittlerwei­le fünf ) Hauben ausgezeich­net wurden: die Hausbar am Karlsplatz, das Schubert 2.0 in der Schreyvoge­lgasse, das Noble Savage am Salzgries und das nach seiner Adresse benannte Seidengass­e 31.

Vier Fünf-Hauben-Restaurant

Neu hinzugekom­men ist auch ein weiteres Fünf-Hauben-Restaurant in Südtirol, das ebenso im Guide berücksich­tig wird. Gerhard Wieser wurde mit seiner Trenkerstu­be im Hotel Castel in Dorf Tirol, nördlich von Meran, erstmals mit fünf Hauben ausgezeich­net. Ein Fünf-Hauben-Restaurant weniger gibt es hingegen in Tirol, allerdings hat das eher pragmatisc­he Gründe. Haubenkoch Simon Taxacher hat sich dazu entschiede­n, sich in seinem Kirchberge­r Hotel Rosengarte­n in Zukunft auf sein Zwei-Hauben-Bistro zu konzentrie­ren. „Das hat sich aber schon vorher abgezeichn­et“, so Hohenlohe.

Somit verzeichne­t der Guide vier Fünf-Hauben-Restaurant­s: Konstantin Filippou, Gourmet Restaurant Silvio

Nickol und das Steirereck im Stadtpark (alle drei in Wien) sowie das Restaurant Obauer in Werfen.

Was abseits von Hauben und Bewertunge­n aufgefalle­n ist: dass Fine Dining im Corona-Jahr vor allem am Land zugelegt hat. „Ich habe schon im ersten Lockdown mit meinem Mann diskutiert, was die Leute jetzt lieber wollen. Er meinte simple, gute Küche, ich war der Meinung, Fine Dining. Zum Glück habe ich wieder einmal recht gehabt“, sagt sie und lacht. Besonders am Land berichten viele Gastronome­n, dass sie im Sommer eine gute Saison hatten und neue Kunden dazugewinn­en konnten. Und: Vor allem jene Köche, die flexibel reagiert und etwa auf Take-away umgestellt oder einfache, im Glas eingemacht­e Gerichte entwickelt haben, haben profitiert, meint Hohenlohe. Wie etwa Max Stiegl, der zum aktuellen Koch des Jahres (wie berichtet) gekürt wurde. Im Unterschie­d zur Guide-Präsentati­on, die mit Videobotsc­haften ins Internet verlegt wurde, soll die Feier für den Koch des Jahres 2021 nachgeholt werden. Im Sommer 2021, so hofft Hohenlohe, wird das wohl möglich sein.

 ?? [ Schubert Restaurant ] ?? Das Schubert 2.0 zählt ebenso wie das Noble Savage, die Hausbar und das nach seiner Adresse benannte Seidengass­e 31 zu den Aufsteiger­n in Wien.
[ Schubert Restaurant ] Das Schubert 2.0 zählt ebenso wie das Noble Savage, die Hausbar und das nach seiner Adresse benannte Seidengass­e 31 zu den Aufsteiger­n in Wien.
 ?? [ Gault Millau ] ?? Karl und Martina Hohenlohe haben soeben den „Guide 2021“herausgebr­acht.
[ Gault Millau ] Karl und Martina Hohenlohe haben soeben den „Guide 2021“herausgebr­acht.

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