Eidgenössische Erfolgsgaranten
Ski alpin. Von Marcel Hirscher geadelt, von Corona genesen: Das Duo Marco Odermatt/ Lo¨ıc Meillard ist zurück und soll der Schweiz bis auf Weiteres den Nationencup sichern.
Santa Caterina/Wien. Uhren, Jassen und Schokolade, dazu die neuesten Kaffeemaschinen und die saftigen Espresso-Preise in der Schweiz – Lo¨ıc Meillard und Marco Odermatt haben gerade ihren Winter mit ein wenig Telemarken eröffnet, nun sitzen sie in der Nachmittagssonne von Zermatt und unterhalten sich über Dinge, über die sich Schweizer eben so unterhalten.
Doch Meillard, 24, und Odermatt, 23, sind nicht nur Freunde, Trainingspartner und Zimmerkolegen (vor Corona), sie sind die Zukunft des alpinen Skisports. Marcel Hirscher erklärte einst: „Ich bin ein Fan von Lo¨ıc Meillard, er fährt hervorragend.“Und zu Odermatt meinte er: „Er kann Gesamtweltcupsieger, Olympiasieger werden – alles, was er möchte.“Mit ihrem jeweils ersten Weltcupsieg sind Odermatt/Meillard im vergangenen Winter in der Weltspitze angekommen. Nun soll das Duo zudem eine Rolle ausfüllen, die in der Schweiz seit dem Rücktritt von Vreni Schneider vakant ist und die auch ein Didier Cuche oder eine Lara Gut-Behrami nie ausfüllen konnten: Idol und Überfigur der Skination zu sein.
Dabei sind sie unterschiedliche Charaktere. Odermatt ist der Posterboy, das Schweizer Skipublikum mag seinen Nidwaldner Dialekt, er ist das Aushängeschild der Luzerner Skifirma Stöckli. Sein erster Weltcupsieg, ein Super-G auf der berüchtigten Birds of Prey in Beaver Creek, war wie alle seine Rennen ein Spektakel.
Weckruf von Santa Caterina
Meillard schlägt die sanfteren Töne an. Der Mann aus dem Wallis mit dem französischen Akzent ist in den technischen Disziplinen schnell, er hat eine Banklehre absolviert, golft, fotografiert und macht Podcasts. Auch wenn Helmut Krug, der Tiroler Riesentorlauf-Chef der Schweizer, sagt: „Lo¨ıc gehört definitiv zu den härtesten Knochen im Ski-Zirkus.“
Beim Auftakt in Sölden wurde Odermatt Zweiter, Meillard Fünfter. Lech/Zürs haben beide wegen einer Corona-Infektion verpasst, beim Riesentorlauf-Doppel in Santa Caterina (Samstag 10.30/13.30 Uhr, Sonntag 10/13 Uhr, je live, ORF eins) sind sie nun zurück.
Ausgerechnet in der ÖSV-Problemdisziplin Riesentorlauf hat die Schweiz die stärkste Trainingsgruppe der Welt eingerichtet: Odermatt und Meillard, dazu Gino Caviezel (Dritter in Sölden) und Thomas Tumler, der einst eine siebenjährige Podest-Durststrecke von Swiss Ski im Riesentorlauf beendete. „Das Wichtigste ist, mit guten Freunden auf Tour zu sein, das macht alles einfacher. Im Training ist es so auch leichter, sich ans Limit zu treiben“, sagt Odermatt.
Mit ihren Topresultaten nähren Odermatt und Meillard auch die Schweizer Hoffnungen auf einen Gesamtweltcupsieger. Carlo Janka war der bisher letzte KugelGewinner bei den Herren (2009/10). Jedenfalls ist das Duo, so es verletzungsfrei bleibt, auf Jahre hinaus verlässlicher Punktelieferant für den Nationencup, der zuletzt erstmals seit drei Jahrzehnten von Österreich in die Schweiz gewandert ist. „Wir haben den Nationencup bisher nicht diskutiert“, sagt Meillard. „Zuerst müssen wir schnell fahren.“
Dass die Eidgenossen wieder Nummer eins sind, hat auch mit Santa Caterina zu tun. Vor 15 Jahren erlebte die Schweiz dort ein historisches WM-Debakel und blieb ohne Medaille. Ein Weckruf, der Leistungszentren, Fördersystemen und Verbandsstrukturen wieder auf Vordermann brachte. Die Nutznießer gehen heute in Santa Caterina als Favoriten an den Start.
Gefeiert wird bei Odermatt/ Meillard dann „Swiss made“. Meillard hat sich nach seinem ersten Weltcupsieg (Chamonix 2020) eine Armbanduhr aus seinem Geburtsjahr 1996 geleistet. Auch Odermatt hat inzwischen Gefallen an den Schweizer Manufakturen gefunden. Und noch eines haben sie gemeinsam: Das Rennläufer-Duo Odermatt/Meillard gibt es auch bei den Damen: Melanie´ Meillard ist 22, Alina Odermatt 20 Jahre alt.