Eidinger und Altenberger spielen im „Jedermann“
Salzburger Festspiele. Der deutsche Film- und Theaterstar Lars Eidinger soll 2021 die Titelrolle in Hugo von Hofmannsthals Bühnen-Bestseller spielen. Die nächste Buhlschaft, Verena Altenberger, stammt aus Salzburg.
Salzburg. Lars Eidinger wird im verlängerten Jubiläumsjahr 2021 die Rolle des „Jedermann“beim Spiel am Domplatz übernehmen, wie die Festspiele am Freitag in einer Aussendung ankündigten. Der 44-jährige Berliner folgt damit auf Tobias Moretti, der bereits angekündigt hatte, heuer das letzte Mal den reichen Mann gespielt zu haben. Auch an der Seite des Jedermanns im gleichnamigen Drama von Hugo von Hofmannsthal gibt es einen Wechsel: Film- und TV-Star Verena Altenberger wird die neue Buhlschaft der Festspiele werden. Die 33-jährige Salzburgerin ersetzt damit Caroline Peters. Edith Clever, die zuletzt vier Jahre Jedermanns Mutter gespielt hatte, übernimmt von Peter Lohmeyer die Rolle des Todes. Die Inszenierung von Michael Sturminger soll grundsätzlich bestehen bleiben.
Alles wird anders im Theater im kommenden Jahr – zumindest bei den Salzburger Festspielen bei ihrer wichtigsten Zugnummer auf dem Domplatz: Der Berliner Lars Eidinger soll 2021 den Jedermann spielen, die Salzburgerin Verena Altenberger seine Buhlschaft, wie es am Freitag in einer Aussendung von SchauspielLeiterin Bettina Hering hieß.
Die Inszenierung des „Jedermann“bleibt aber die alte: Michael Sturmingers modische Interpretation von Hugo von Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“, die 2017 Premiere hatte, wird wiederaufgenommen, aber weiterentwickelt. In ihr spielte Tobias Moretti vier Saisonen die Hauptrolle (2018 sprang Philipp Hochmair fünfmal für ihn ein), die Buhlschaften wechselten. Zuletzt gab Caroline Peters sie zum 100. Jubiläum der Festspiele.
Er habe insgeheim immer gehofft, irgendwann für die Rolle des Jedermann angefragt zu werden, so Eidinger im Gespräch mit Hering. Er sehe sich damit „in die Ahnengalerie der größten deutschsprachigen Theaterschauspieler“eingereiht: „Ein Lebenstraum, der in Erfüllung geht.“Wer hat ihn am meisten inspiriert? „Obwohl es viele herausragende Schauspielerpersönlichkeiten in der Reihe der Jedermann-Darsteller gibt, ist für mich Gert Voss der Größte.“
Glamour aus dem großen Berlin
Das neue Salzburger Traumpaar verspricht jedenfalls ebenso viel Glamour wie das alte. Im deutschsprachigen Raum ist Eidinger, Sohn einer Kinderkrankenschwester und eines Ingenieurs, mindestens so weltberühmt wie Moretti. Der 44-jährige Absolvent der Schauspielschule Ernst Busch entwickelte sich nach seinem Engagement an der Schaubühne Berlin 1999 in wenigen Jahren zum Star. Legendär sind inzwischen seine Verkörperungen von William Shakespeares
Richard III. und Hamlet in den Inszenierungen von Intendant Thomas Ostermeier. Er glänzte als Tartuffe und als Peer Gynt. 2011 hatte er sein Debüt bei den Salzburger Festspielen, als Angelo in Shakespeares „Maß für Maß“– Voss spielte den Vincentio.
Ungeheuer intensiv und differenziert
Durch Maren Ades Beziehungskiste „Alle anderen“nahm 2009 auch Eidingers Filmkarriere Fahrt auf, mit Dutzenden Rollen, die auch international beachtet wurden – etwa „Persian Lessons“von Vadim Perelman. Zuletzt war Eidinger in „Gott“, einer TV-Adaption des Theaterstücks Ferdinand von Schirachs zu sehen. Seine außerordentlichen Fähigkeiten zeigte er 2018 in „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“als Dichter Bertolt Brecht: ungeheure Intensität und zugleich die große Gabe der Differenzierung. Mit Altenberger spielte Eidinger bereits im Vorjahr in David Schalkos Sechsteiler „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. An der jungen Kollegin schätzt er, dass sie eine „sehr freie Spielerin ist, die sehr über den Partner geht“. Auch er sei immer stark vom Gegenüber abhängig.
Verena Altenberger, die 2015 an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien ihr Schauspielstudium abgeschlossen hat, war bereits zuvor im Ensemble der Jungen Burg tätig („Alice im Wunderland“, „Bonnie und Clyde“). Sie ist längst auch im Film etabliert („Die Hölle“, „Die beste aller Welten“, „Das Wunder von Wörgl“, „Rufmord“). Zu ihrem Salzburg-Debüt sagte die Schauspielerin, sie freue sich auf die Wiederbegegnung auf dem Domplatz: „Die Buhlschaft zu spielen und damit den magischen Festspielsommer in Salzburg direkt in dessen Epizentrum zu erleben, ist ein Kindheitstraum von mir.“An dieser „größten kleinen Rolle“interessiere sie das emanzipatorische Erwachen der jungen Frau, so Altenberger. „Und natürlich assoziiere ich auch die Erotik und die Verführung mit der Buhle. Aber ich lese sie womöglich etwas anders.“Der „Jedermann“aber sei jedenfalls „ein Teil der Salzburger DNA“.
Edith Clever spielt den Tod
Manches bleibt eben gleich in Salzburg, besonders beim „Jedermann“auf dem Domplatz – aber nicht alles: Edith Clever spielt diesmal den Tod, Angela Winkler nun an ihrer Stelle Jedermanns Mutter, Kathleen Morgeneyer den Glauben. Mavie Hörbiger gibt den Teufel statt der Werke, Anton Spieker einen neuen guten Gesellen, Mirco Kreibich den Schuldknecht wie auch den Mammon, Anna Rieser des Schuldknechts Weib, Jörg Ratjen erstmals den armen Nachbarn, Tino Hillebrand wieder den dünnen und Gustav Peter Wöhler wieder den dicken Vetter.