Aktivierter Beton, verkohltes Holz
Hausgeschichte. Ein Holzgebäude am Waldrand ist nichts Besonderes? Die neue Zentrale des Reisebüros ASI in Natters, geplant vom Architekturbüro Snohetta, spielt mit der Nachhaltigkeit.
Das alte Bürogebäude platzte aus allen Nähten, ein neues musste her: ASI, ein internationales Trekking- und Abenteuerreisebüro mit Schwerpunkt auf nachhaltigem Reisen, war auf der Suche nach einer neuen Firmenzentrale.
Besser gesagt: nach einer guten Idee für einen passenden Neubau. „Ambros Gasser, der gerade von seinem Vater das Unternehmen übernommen hatte, wollte nicht nur ein Statement für eine gelebte Nachhaltigkeit setzen, sondern auch einen gewissen Kulturwandel der Architektur in Tirol initiieren“, erzählt Patrick Lüth vom Architekturbüro Snohetta vom ersten Zusammentreffen. „Und als er uns im Büro besuchte, fand er den Gedanken an ein offenes Großraumbüro, wie wir es haben, das den Dialog fördert und wenig Hierarchie zulässt, auch für sein Unternehmen passend.“
Sichtbares Firmenkonzept
Das Gebäude, das nun Arbeitsplätze für 65 Personen beherbergt, wurde als Holzbau konzipiert. „Der Gedanke war ohnehin naheliegend, weil sich das Grundstück in Natters am Waldrand befindet“, erklärt der Architekt. Als Fundament wurde ein Betonsockel gegossen, der eine Betonkernaktivierung erlaubt – die Gebäudemasse wird durch ein Rohrsystem zur Temperaturregulierung verwendet. Darauf wurde ein Grundgerüst aus Beton gesetzt und das viergeschoßige Haus als Holzskelettbau mit Massivholzelementen fertiggestellt.
Um die Fassade aus Fichtenholz besonders umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten, wurde sie karbonisiert – eine Vorgangsweise, bei der das Holz durch gezieltes Verbrennen der äußersten Schicht haltbar gemacht wird. „Das ist nicht nur eine ökologische Behandlungsweise, es macht auch eine Lackierung überflüssig, braucht keine Nachbehandlung, schützt vor Insekten und fügt sich harmonisch in die Umgebung ein“, erläutert Lüth.
Moderne Laube als Hitzeschutz
Vor der Fassade – deren Westseite mit großen Fensterelementen verglast ist – wurde danach ein Metallgitter angebracht, auf dem in Trögen 118 Pflanzen für einen schattigen Vorhang sorgen – zusammengesetzt aus 17 verschiedenen sommer- und immergrünen Arten. „Das hat nicht nur den Vorteil eines Sonnenschutzes, das durch diese grüne Pufferzone erzeugte Mikroklima reduziert auch den Energieverbrauch für die Kühlung des Gebäudes“, erklärt Lüth. So ist eine Art Galerie, ein Balkon, entstanden, der von den Mitarbeitern genützt werden kann. Um zu verhindern, dass daraus ein Dschungel wird, der zu wenig Licht ins Innere lässt, wurde der Rahmen in die Konstruktion eingezogen. Diese Fassade wird unterbrochen von einer Metallstiege, die sich wie eine amerikanische Feuerleiter die Wand hinaufzieht. Nachhaltig ist auch die Bewässerungsmethode: Regenwasser wird vom Dach in einer unterirdischen Zisterne gesammelt und speist das automatische Bewässerungssystem.
Damit nicht genug der Nachhaltigkeit: Fotovoltaikmodule auf dem Dach versorgen gemeinsam mit einer Wärmepumpe die Fußbodenheizung beziehungsweise die Kühlung. Das Raumklima wird überwacht und gesteuert von feinen Sensoren, die Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2 und die Windstärke messen und so für eine natürliche Belüftung mithilfe von sich automatisch öffnenden oder schließenden Lüftungsklappen sorgen.
Möbel/Zonen-Konzept
Holz bestimmt auch das Innere des Bürogebäudes: Die Böden wurden aus Lärchen-, die Decken aus Weißtannenholz gefertigt, ein Teil der Innenwände wurden aus optischen Gründen karbonisiert. Selbst entworfen sind auch viele der Möbel. „Wir haben einen Teil der Möbel gezeichnet, die dann von einer Werkstatt realisiert wurden“, weist der Architekt auf das durchgehende Konzept hin. Der weite Raum – allein das Foyer, in dem Besucher empfangen werden, zieht sich über zwei Stockwerke – wurde durch Zonierungen gegliedert, etwa durch Pflanzenregale aus Metall, die als Raumteiler dienen. Mit Akustikplatten ausgestattete Nischen erlauben ein wenig Rückzugsraum, allein oder für Meetings und Gespräche, ohne die anderen Mitarbeiter zu stören.