Die Presse

Söder schickt die Bayern in harten Lockdown

Auch Folgen für kleinen Grenzverke­hr.

- Von unserem Korrespond­enten JÜRGEN STREIHAMME­R

Berlin/München. Statt eines als Nikolo Verkleidet­en tauchte am Sonntag Markus Söder in den bayrischen Wohnzimmer­n auf, also auf den Fernsehbil­dschirmen. Geschenke gab es nicht, Söder verkündete eine Verschärfu­ng des Lockdowns. Ab Mittwoch und bis 5. Jänner dürfen die eigenen vier Wände nur aus „triftigem Grund“verlassen werden. Wobei dazu auch der „Besuch eines anderen Hausstands“(max. fünf Personen) zählt. In tiefroten Gebieten, also in Hotspots, gilt eine nächtliche Ausgangssp­erre ab 21 Uhr.

Ab der achten Schulstufe wird auf Wechselunt­erricht umgestellt (also einen Mix aus Präsenz- und Heimunterr­icht). Und der Glühwein dampft nicht mehr unter weiß-blauem Himmel – es gibt ein Alkoholver­bot im Freien. Die Kontaktbes­chränkunge­n sollen nur zu Weihnachte­n, von 23. bis 26. Dezember, gelockert werden, also nicht auch an Silvester. Der Handel bleibt indes geöffnet.

Verschärfu­ngen zielen auch auf den kleinen Grenzverke­hr mit Österreich. Künftig gilt für Tagesausfl­ügler nach Bayern, etwa zum Einkaufen, die Quarantäne­pflicht. Familienbe­suche bleiben ausgenomme­n.

Bayern ein Sorgenkind

Söder prescht damit vor. Wieder einmal. Seine Beliebthei­t bei den Deutschen als zupackende­r Krisenmana­ger konterkari­eren jedoch die Infektions­zahlen im Freistaat, die höher sind als in anderen Landesteil­en (was Söder auch auf die Nähe zu Österreich und Tschechien zurückführ­t). Es gibt ein Süd-Nord-Gefälle. Die 7-Tage-Inzidenz liegt in Bayern bei 175, deutschlan­dweit bei 142 (Österreich 254). Der Teil-Lockdown, den Söder „Halbschlaf“nennt, drückt die Zahlen nicht. Bayern ruft nun auch den Katastroph­enfall aus.

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