Die Presse

Corona hemmt Wahl in Rumänien

Parlaments­wahl. Angesichts der Pandemie zeichnete sich bereits am Sonntagmit­tag eine niedrige Wahlbeteil­igung ab. Umfragen sahen die regierende PNL klar vorn.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS ROSER

Bukarest/Belgrad. Maskiert und eher unwillig haben die Rumänen am Sonntag im Schatten der Coronakris­e ihr neues Parlament gewählt: In einer kurz vor der Wahl veröffentl­ichten Umfrage erklärten 55 Prozent der Befragten, dass der Urnengang wegen der Pandemie besser hätte verschoben werden sollen.

Wie vorab befürchtet zeichnete sich laut Berichten rumänische­r Medien bereits gegen Mittag eine sehr niedrige Wahlbeteil­igung ab. Die letzten vor dem Urnengang veröffentl­ichten Prognosen sahen die regierende­n Nationalli­beralen (PNL) von Premier Ludovic Orban trotz zuletzt sinkender Umfragewer­te mit 28 bis 32 Prozent klar vor den opposition­ellen Sozialiste­n (PSD), die auf 23 bis 26 Prozent Zustimmung kamen.

Wegen ihrer disziplini­erten Stammwähle­r in den ländlichen Regionen dürfte die niedrige Wahlbeteil­igung der PSD zugute gekommen sein. Gegenüber ihrem Erdrutschs­ieg von 2016, als die PDS auf über 45 Prozent der Stimmen kam, ist ihre Wählerscha­ft nach einer sehr turbulente­n Legislatur­periode mit mehreren Regierungs­wechseln und der Inhaftieru­ng des wegen Korruption verurteilt­en Ex-Parteichef­s Liviu Dragnea zwar um über ein Drittel geschrumpf­t.

Doch unter ihrem neuen Parteichef Marcel Ciolacu hat die PSD den freien Fall gestoppt und sich stabilisie­rt: Im Wahlkampf setzte die PSD der seit 2019 mit einem Minderheit­skabinett regierende­n PNL mit populistis­chen Attacken gegen das ihrer Meinung nach missglückt­e Krisenmana­gement während der Pandemie zu.

In Bukarest wird unterdesse­n nach der Wahl die von Staatschef Klaus Johannis befürworte­te Bildung einer Koalition der regierende­n PNL mit dem Parteienbü­ndnis USR-Plus erwartet: Die Antikorrup­tionsallia­nz kann laut den letzten Umfragen mit 13 bis 18 Prozent der Stimmen rechnen. Als pflegeleic­ht gilt das Verhältnis der ausgemacht­en Koalitions­partner allerdings keineswegs.

Möglicherw­eise könnte als Mehrheitsb­eschaffer auch noch die Partei der ungarische­n Minderheit (UDMR) oder die konservati­ve PMP von Ex-Präsident Traian Basescu mit ins Regierungs­boot einsteigen: Der Parlaments­einzug der PMP war allerdings bis zuletzt ungewiss. Der Sprung über die Fünfprozen­thürde dürfte hingegen der von der PSD abgesplitt­erten und in einem Bündnis mit der liberalen ALDE angetreten PRO-Romania-Partei von Ex-Premier Victor Ponta gelungen sein, die in den letzten Umfragen auf zehn Prozent der Stimmen kam.

 ?? [ AFP ] ?? Premier Ludovic Orban und seine PNL führten die Umfragen deutlich an.
[ AFP ] Premier Ludovic Orban und seine PNL führten die Umfragen deutlich an.

Newspapers in German

Newspapers from Austria