Braucht es Krankenversicherungen für Kinder?
Versicherungen. Zusatzkrankenversicherungen gibt es auch für Kinder, und sie werden für Eltern angesichts der Veränderungen im Gesundheitssystem zunehmend attraktiv. Die Leistungen sind allerdings nicht gratis.
Wien. Kassen-Kinderärzte, die nur noch Neugeborene als Patienten annehmen. Und öffentliche Spitalsambulanzen, in denen man lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss. Kranke Kinder sind für die meisten Eltern eine Herausforderung. Nicht nur, weil sie deren Betreuung organisieren müssen, sondern auch, weil die Sorge um ihr Wohlergehen stets im Vordergrund steht. Viele wollen sich deshalb rasch und unbürokratisch helfen lassen – ohne mit den Mühen des Gesundheitssystems konfrontiert zu werden.
Doch ein Rundum-sorglos-Paket gibt es nicht. Noch am ehesten aber, wenn sich Eltern dazu entschließen, für ihre Kinder eine private Krankenversicherung abzuschließen. Die gibt es in Form einer Sonderklasseversicherung für den Aufenthalt im Spital. Die sogenannten ambulanten Tarife erlauben wiederum die freie Wahl des Arztes. Doch zahlt sich so etwas wirklich aus?
„Ich sehe außer dem Nachteil, dass es Geld kostet, keinen“, sagt Franz Meingast, Vorstand der EFM Makler. Da immer mehr Ärzte sich dazu entschließen, auf Honorarbasis zu arbeiten, handle es sich in erster Linie um eine Frage der Leistbarkeit. Manchmal auch um eine der Erreichbarkeit. Denn im heurigen Frühjahr machte eine Meldung die Runde, wonach fast jede zehnte Kinderarzt-Kassenstelle unbesetzt ist. Die Lage könnte sich weiter zuspitzen: In manchen
Gegenden liege der Anteil der über 55-jährigen Pädiater bei über 60 Prozent. „Die Zusatzversicherungsmöglichkeit hat eine hohe Berechtigung“, sagt Meingast.
Häufig zum Arzt
Die Kassenleistungen für Kinder sind hierzulande nicht schlechter als bei einem Wahlarzt. Aber weil ein Kassenarzt in derselben Zeit mehr Patienten behandeln muss, bleibt oft weniger Zeit, um auf Bedürfnisse einzugehen. Und genau diese – für Kinder oft notwendige – Zeit kann man sich mit einem Wahlarzttarif erkaufen.
„Die privaten Zusatzangebote, die es für Kinder gibt, sind aus meiner Sicht durchaus lukrativ“, sagt Meingast. „Die Preise sind günstig, und die Angebotspalette hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Am Ende sind es dann Nuancen, die bei dem einen oder anderen Vertrag den Unterschied machen“, sagt Meingast.
Versicherungen für Kinder sind nämlich deutlich günstiger als jene für Erwachsene. Bei der Wiener Städtischen Versicherung etwa kostet der Privatarzttarif für Kinder zwischen 14 und 35 Euro im Monat. Je teurer der Tarif, desto höhere Rechnungen kann man einreichen – der Kostenersatz ist nach oben hin unterschiedlich gedeckelt. Die Rechnungen für Medikamente können ebenso eingereicht werden wie Heilbehelfe, Psychotherapie und auch alternativmedizinische Behandlungen. Die Versicherung übernimmt die volle Differenz zwischen der Honorarnote und dem Betrag, den die Sozialversicherung erstattet. Gibt es keine Rückvergütung der Krankenkasse, erhält man 80 Prozent.
Bei einer Prämie von 288 Euro im Basistarif pro Jahr kann man in Summe bis zu 2285 Euro an Rechnungen einreichen. Bei zwei bis drei Arztbesuchen hat man die Kosten der Jahresprämie also schon „drinnen“. Das kann vor allem in den ersten Lebensjahren sinnvoll sein, da man da mit
den Kindern auch infolge von vorgeschriebenen MutterKind-Pass-Untersuchungen öfter zum Arzt gehen muss.
Mehr Privatsphäre
In der Regel reduzieren sich die Tarife für den Wahlarzt, wenn man den Vertrag mit einer Sonderklasse kombiniert. Was das Ganze aber teurer macht. Denn es sind vor allem diese Tarife, die ins Geld gehen – bei Erwachsenen ist das nicht anders. Die Sonderklasse bringt den Vorteil der größeren Privatsphäre im Spital. Nicht selten erhält man Termine im Rahmen eines stationären Aufenthalts auch früher. Behandlungen in Privatspitälern sind ebenfalls möglich. Eltern können ihre Kinder ohnehin über Nacht im Spital begleiten, in der Sonderklasse gibt es in der Regel aber eine größere Rückzugsmöglichkeit. Da viele Eltern bereits eine Sonderklasseversicherung besitzen, bevor das Kind da ist, machen sie häufig von der Option Gebrauch, den Nachwuchs einfach mitzuversichern. Bei der Uniqa sind mindestens 95 Prozent der 200.000 versicherten Kinder bei einem der Elternteile mitversichert. Wer den Nachwuchs unmittelbar nach der Geburt „dazunimmt“, kann das oft unabhängig von Vorerkrankungen des Kindes tun, sagt Meingast.
Entscheiden muss man sich allerdings, ob man bei der Sonderklasse einen Tarif mit oder ohne Selbstbehalt wählt. Tarife, bei denen ein Selbstbehalt (der sich meist auf mehrere Hundert Euro beläuft) anfällt, sind deutlich günstiger. Manchmal entfällt dieser auch nach einem Unfall. Zudem muss man sich noch dafür entscheiden, wo man versichert sein möchte, also bloß in einem Bundesland, in ganz Österreich oder weltweit. Bei der Uniqa kostet ein Sonderklassetarif mit Wahlarzt für Kinder rund 37 Euro im Monat. Allerdings ist das nur eine Option von vielen.
Sobald der Nachwuchs volljährig ist, wird der Vertrag auf einen Erwachsenentarif umgestellt. Die Kosten machen dann schon das Zwei- bis Dreieinhalbfache der Kinderpolizzen aus, sagt Meingast. Freilich kann man seinen Vertrag dann auch kündigen, doch sollte man sich das gut überlegen. Wer nämlich später doch nochmal eine Krankenversicherung möchte, muss seine Krankengeschichte neu bewerten lassen. Und das kann teuer werden.