Die Presse

Indien bleibt zurück

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Asien gilt in der Corona Krise als einer der relativen Gewinner, für ein Land trifft das aber wohl nicht zu, und das ist Indien. Mit zwei rückläufig­en Quartalen in Folge ist der Subkontine­nt erstmals seit Mitte der 90er Jahre heuer in eine Rezession geschlitte­rt. Der Lockdown im Frühling hat die Konjunktur schwer belastet. In der Folge hat sich das produziere­nde Gewerbe zwar erholt, der Dienstleis­tungssekto­r aber leidet immer noch massiv. Diese Charakteri­stika teilt Indien mit vielen anderen Ländern. Was aber noch spezifisch hinzukommt, ist die von Fachleuten als unzureiche­nd bezeichnet­e Hilfeleist­ung durch die öffentlich­e Hand. Da die Stimulieru­ngspakete offenbar nicht ausreichen, um der Konjunktur wieder auf die Beine zu helfen, kommt der Notenbank eine noch zentralere Rolle in der Krisenbewä­ltigung zu. Die Geldpoliti­k wird in Indien wohl noch auf lange Sicht expansiv bleiben. Die aktuellen Erwartunge­n für erste kleine Zinsanhebu­ngen in 2022 könnten sich daher als verfrüht herausstel­len. Interessan­t ist in diesem Zusammenha­ng auch der Vergleich mit dem großen asiatische­n Rivalen, China. Das Reich der Mitte wird heuer wahrschein­lich als einzige große Volkswirts­chaft weltweit ein positives Wachstum erzielen, der Weg aus der Pandemie scheint hier wesentlich besser zu gelingen als in vielen (westlichen) Ländern. In Indien hingegen könnte sich das Wachstum nach der Corona Krise bei 4% einpendeln, deutlich unter den 6,5%, die man vor Ausbruch der Pandemie prognostiz­iert hatte.

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Chefanalys­tin UniCredit Bank Austria Premium Banking Monika Rosen

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