Die Presse

Das Brüllen einer grauen Maus

Hintergrun­d. Das 1:0 der Admira gegen Seriensieg­er Salzburg mag für manchen ein Signal sein, doch das eigentlich­e Ziel, der Klassenerh­alt, ist noch weit weg. Felix Magath glaubt an seine Mission.

- VON MARKKU DATLER

Wien. Wovon viele Fußballklu­bs in Österreich seit Jahren träumen, hat an diesem Wochenende just die „graue Maus“der Bundesliga geschafft. Admira lieferte mit dem 1:0 gegen RB Salzburg eine gewaltige Überraschu­ng ab.

Die zweite Liga-Niederlage der „Bullen“nach dem 1:3 gegen Sturm lässt insofern auch aufhorchen, weil sich Jesse Marsch Aufschlüss­e und einen Probegalop­p für das am Mittwoch stattfinde­nde Champions-League-Spiel erhofft hatte. Eines weiß er nach acht Veränderun­gen in der Startelf trotzdem: So wird der Amerikaner gegen Atletico´ Madrid getrost nicht spielen.

Gemurkse, Streit – ein Sieg!

Die Südstadt galt schon vor Corona nicht als „Hotspot“der Liga. Tribünen blieben sehr oft leer, Pardon: Höchst spärlich besucht. Diese Trostlosig­keit ist geblieben, auch ist das Spiel weiterhin oft mehr ein Gemurkse denn souverän. Auch der eigentlich­e Ansatz, der des Klassenerh­alts, ist noch lange nicht erfüllt. Zumindest ist Admira eine Woche lang nicht mehr Tabellenle­tzter. Immerhin.

Sponsor „Flyeralarm“, eine Onlinedruc­kerei, hat dafür viel Geld investiert. Denn am Stadtrand Wiens soll Großes gedeihen; wie in Würzburg, mit den Kickers in der dritten Liga. Felix Magath – die deutsche Fußballiko­ne, 67, steht dem Projekt als „Head of Global Soccer“vor. ExÖFB-Torhüter Franz

Wohlfahrt fungiert als Sportdirek­tor, und gemeinsam soll es gelingen, dass Admira, immerhin sechs Mal Meister (zuletzt 1966), wieder mehr Gewicht erhält in der Liga, vor allem in der lukrativen Nachwuchsa­rbeit.

Magath will für den Geldgeber etwas aufbauen. Dass er nicht der Trainer ist, der Spieler mit dem Medizinbal­l durch Mödling scheucht und trotzdem alle Geschicke lenkt, ist klar. Er holte und feuerte Trainer wie Zvonimir Soldo, kam ob der

Transfer- und Spielphilo­sophie mit Ernst Baumeister über Kreuz. Mit Wohlfahrt, 57, den er aus StuttgartZ­eiten kennt, arbeitet er gerne zusammen. Man holte Damir Buric´ zurück – teilweise sind erste Leistungss­teigerunge­n erkennbar.

Die Südstadt ist für Salzburg ein hartes Pflaster: In den jüngsten sieben Partien schauten für die „Bullen“nur zwei Siege bei vier Remis und der nunmehrige­n Niederlage heraus. Was mit Technik und Können nicht zu erreichen ist, muss Admira über Kampf, System und Härte gelingen. Gegen Favoriten wie Salzburg funktionie­rt es, weil man mauert – und kontern kann, oder von einem „weiten Einwurf“profitiert wie Roman Kerschbaum, der das Goldtor erzielte. Und, das scheint der Erfolg von Buric´ zu sein: Die Mannschaft hät zusammen, sie zerfällt nicht (wie etwa bei Austria). 14 Spieler aus der eigenen Akademie sind im Kader, insgesamt 16 Spieler, die Jahrgang 1999 und noch jünger sind.

Die Vision der Südstadt

Buric,´ 56, hat Admiras Aufgebot dafür kräftig umgedreht. Stefan Maierhofer, wegen Verpflicht­ungen dieser Art hatte Baumeister „seiner“Admira den Rücken gekehrt, spielt keine Rolle mehr. Dafür sind zuvor abgeschrie­bene Talente wie Lukas Malicsek oder Marco Hausjell wieder am Ball.

Magath lächelt, Hauptsache, Erfolge stellen sich ein. Und der Klub bleibt oben. Damit wäre die Basis gelegt, damit in „naher Zukunft“Saisonen kommen, in denen Admira mit dem Abstiegska­mpf nichts mehr zu tun hat. Von mehr sprach Magath, erstmals als Funktionär aktiv, schon lange nicht mehr. Er weiß, warum. Zumindest gibt es jetzt ein erstes, märchenhaf­tes Kapitel in der Vision der Südstädter: Das von der „grauen Maus“, die Farbe erhielt, und „Bullen“von ihrer Wiese vertrieb.

Das vor Anpfiff gezeigte „Magath-Raus“-Transparen­t scheint vorerst nicht weiter von Gebrauch.

Ich wünsche mir, dass wir stabiler werden, nicht um den Abstieg spielen.

Felix Magath

 ?? [ GEPA ] ?? Hoffer, Kerschbaum, Hausjell und Co. feiern den 1:0-Coup gegen Salzburg.
[ GEPA ] Hoffer, Kerschbaum, Hausjell und Co. feiern den 1:0-Coup gegen Salzburg.

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