Wie der Vater, so der Sohn
Motorsport. Mick Schumacher, 21, folgt den Spuren seines Vaters Michael in die Formel 1. Nicht nur sein Name und Sponsoren öffneten diese Türe, auch der Gewinn der Formel 2.
Sakhir. Nach dieser Zielflagge gab es in Bahrain kein Halten mehr: Mick Schumacher kniete kurz neben seinem Auto, dann stürzte sich der neue Formel-2-Champion in die Jubeltraube seiner Mechaniker und ließ sich richtig feiern. Nach einem zittrig anmutenden Rennen verabschiedete sich der Sohn von Formel-1-Ikone und Rekordchampion Michael Schumacher am Sonntag mit dem erhofften Titelgewinn in Richtung Königsklasse. Mit seinem zweiten Titel sind auch alle Kritiker und Besserwisser verstummt, die diesen Aufstieg nur dem Familiennamen, Sponsoren oder dem Interesse der Industrie zugeschrieben hatten. Schumacher jr. hat die sportliche Qualifikation erbracht. Er sagt: „Die Erinnerungen werden für immer bleiben, auch wenn ich es erst in ein paar Tagen richtig verstehen werde.“
Schumacher wird nächste Saison für das US-Team Haas fahren. Der Deutsche, seit Jahren Schüler der Scuderia-Akademie, erhielt einen mehrjährigen Vertrag, und es ist kein Geheimnis: Sein Cockpit ist mit der weiteren Zusammenarbeit des Teams mit Ferrari verknüpft. Der italienische Automobilgigant ist Ausrüster des Rennstalls.
F-2-Champion: „Mir fehlen die Worte“
Bis zum Schluss hatte Schumacher es im letzten Saisonrennen spannend gemacht. Nur dank einer tollen Aufholjagd von Rang 18 auf sechs im Hauptrennen am Samstag rettete der Prema-Pilot seine 14-PunkteFührung vor Rivale Callum Ilott in dieses Rennen. Dort warf ihn ein „Patschen“zurück, er wurde auch nur 18. und machte keine Punkte. Weil aber auch sein direkter Konkurrent leer ausging, war Schumacher Champion. „Mir fehlen die Worte“, flüsterte er da in den Boxenfunk.
Zwei Jahre nach dem Gewinn der Formel-3-EM bewies der Ferrari-Junior erneut seine Lernfähigkeit. „Wir“, sagt er, „haben es uns verdient.“Ohne sein Team, und ohne Managerin Sabine Kehm, die ihn weiterhin vor Fragen nach seinem Vater „eisern „abschirmt“, wäre das alles wohl nicht möglich gewesen. Ganz zu schweigen von seinen Eltern, die ihm früh die Liebe zum Motorsport mitgaben, für Kartrennen.
Großes Lob von Toto Wolff
Den ersehnten Lohn dafür hatte er schon am vergangenen Mittwoch erhalten, als Haas seine Verpflichtung als Stammpilot für das nächste Jahr verkündete. Am kommenden Freitag darf Schumacher im Formel-1-Training in Abu Dhabi erstmals das Auto seines künftigen Arbeitgebers bewegen. „Es ist toll, dass jetzt die nächste Schumacher-Generation in die Formel 1 stürmt. Mick überzeugt nicht nur mit seinem Speed, er hat auch eine ganz besondere Persönlichkeit“, streute Mercedes-Teamchef Toto Wolff bereits großes Lob.
Spekulationen, dass Schumacher sogar im letzten Grand Prix des Jahres in Abu Dhabi statt Grosjean fahren könnte, beendete das Haas-Team. Der Franzose wird nach seinem Feuerunfall nicht rechtzeitig fit, für ihn springt dann erneut der Brasilianer Pietro Fittipaldi ein.
Damit setzt sich eine große Formel-1-Tradition fort. Der Beispiele großer PS-Familie gibt es bereits sonder Zahl: Graham (1962, 1968) und Damon Hill (1996) wurden beide Weltmeister wie Keke (1982) und Nico Rosberg (2016). Auch Gilles Villeneuve (1979 Vizeweltmeister) und Jacques (Champion 1997) zeigten Großes vor. Jos und Max Verstappen sind eine
F1-Familie, auch Jonathan und Jolyon Palmer, Mario und Michael Andretti, oder Satoru und Kazuki Nakajima.
Fittipaldi, der Weltmeister-Enkel
Aber nicht nur Schumacher, sondern auch Fittipaldi schrieb eine sehr emotionale Familiengeschichte. Der 24-Jährige ist der vierte Fittipaldi in der Formel 1. Emerson Fittipaldi, sein Großvater, war 1972 und 1974 Weltmeister. Emerson Fittipaldis Bruder Wilson bestritt von 1972 bis 1975 bei 35 GP. Sein Sohn Christian Fittipaldi fuhr von 1992 bis 1994 für Minardi und Footwork 40 Rennen.
Unter bislang 765 F1-Piloten finden sich 17 Söhne, elf Brüder, fünf Neffen, ein Schwiegersohn, ein Großneffe, ein Cousin und vier Schwager. Mit Pietro Fittipaldi ist der erste „Enkel on Board“. (finne)