Auf einen Besuch bei Mona Lisa
Kunstmarkt. Der Louvre versteigert erstmals für einen guten Zweck Kunst und ungewöhnliche Aktivitäten. Der Erlös fließt in Solidaritäts- und Bildungsprojekte.
Normalerweise ist sie hinter Glas und nur mit Abstand zu betrachten: Leonardos „Mona Lisa“im Pariser Louvre. Doch jetzt bietet das Museum die Möglichkeit auf ein ganz persönliches Rendezvous, denn einmal pro Jahr wird das Gemälde zwecks Inspektion aus der Vitrine geholt. Dabei sind Besucher nicht zugelassen, doch diesmal wird eine Ausnahme gemacht. Wer sich dafür interessiert, kann diese Visite ersteigern. 10.000 bis 30.000 Euro sollte sie einem wert sein.
Es ist das erste Mal, dass sich der Louvre an einer Versteigerung beteiligt, und es ist für einen guten Zweck. Die Erlöse der von Künstlern und den Luxushäusern Dior und Cartier zur Verfügung gestellten Lose kommen Solidaritätsund Bildungsprojekten zugute. Die Onlineauktion mit dem Namen „Bid for the Louvre“läuft bis 15. Dezember und wird von den Auktionshäusern Drouot und Christie’s organisiert. Etliche Kunstwerke können ersteigert werden, allerdings nur solche, die Künstler dem Louvre überlassen haben. Denn diesem ist es verboten, Werke aus dem eigenen Bestand zu verkaufen. Das teuerste Werk im Angebot stammt vom französischen Maler Pierre Soulages von 1962, es wird auf 800.000 bis 1,2 Millionen Euro geschätzt. Spannend ist wohl auch ein Spaziergang über die Dächer des Louvre mit dem französischen Streetart-Künstler und Fotografen JR, er kostet 6000 bis 12.000 Euro.
Atelier ab Herbst 2021
Diese Form des Fundraisings ist ein Novum in der französischen Museumslandschaft. Der Louvre sei eben die Heimat von Künstlern, sagte Direktor Jean-Luc Martinez der „Presse“: „Dass große zeitgenössische Künstler, von Designern wie Virgil Abloh bis hin zu Häusern wie Dior, Louis Vuitton und Cartier so großzügig auf unsere Anfrage geantwortet haben, zeigt, dass der Louvre ein großartiger Ort der Inspiration bleibt.“
Ein wesentlicher Teil der Auktionserlöse fließt in das künftige Atelier des Louvre. Es wird im Herbst 2021 eröffnet und soll Familien, Schulgruppen, Behinderte und Menschen in prekären Situationen mit musealen und künstlerischen Praktiken vertraut machen. Wie die im Oktober 2015 eröffnete Petite Galerie wird es direkt von der Pyramide aus zugänglich sein – und zur „kulturellen Demokratisierung“des Louvre beitragen. Laut Medienberichten ist diese der Wunsch der Regierung, die der Louvre um finanzielle Hilfe in der Krise gebeten hat. Wie diese „Demokratisierung“aussehen soll, dazu wollte Martinez auf Anfrage der „Presse“nichts Genaueres sagen: „Tatsache ist, der Louvre braucht Geld, denn wie alle Museen wurde er hart von Corona getroffen. Das Haus musste für mehrere Wochen schließen, das hat sich auf die Einnahmen aus dem Kartenverkauf ausgewirkt. Wir werden wohl das Jahr mit einem Verlust von 90 Millionen Euro abschließen. Der Staat hat dem Museum im Rahmen des Sanierungsplans 46 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.“