Die Maske ist der neue Gurt
Gastkommentar. Manches wird nach dem Ende der Pandemie in unseren Alltag übergehen. Das könnte ungeahnte Effekte für uns haben.
Wenn uns als Gesellschaft etwas wirklich wichtig ist, damit aber Gefahren für Leib und Leben einhergehen, lassen wir uns nicht lumpen, greifen richtig tief in die Tasche und lassen uns viel gefallen, um diese Risiken zu minimieren. Nirgends ist das offensichtlicher als bei unserem Verhältnis zum geliebten fahrbaren Untersatz.
In den frühen Siebzigern des vorigen Jahrhunderts lief die Sache mit dem Kfz-Verkehr deutlich aus dem Ruder. In den (aus heutiger technischer Sicht) damaligen fahrenden Särgen fanden 1972 fast 3000 Menschen in Österreich den Tod – bei einem Fahrzeugbestand von ca. 1,5 Millionen. Dafür, dass heute bei mehr als dreimal so vielen Autos nicht 10.000 Menschen im Jahr ihr Leben im Straßenverkehr lassen, sondern nur etwas mehr als 400, haben wir viel in Kauf genommen. Sicherheitsrelevante Investitionen in die Straßeninfrastruktur und strikte Kontrolle der einschlägigen Vorschriften ebenso wie die entscheidend verbesserte Notfallversorgung und ein massiver Fortschritt in der Fahrzeugsicherheit. Aber was war das damals für ein Gezeter vor der Einführung der Gurtpflicht: „Beschränkung der Freiheit!“– „Das ist ja kein Autofahren mehr!“– „Bei einem Unfall kann ich mich eh am Lenkrad abstützen!“Keiner denkt mehr darüber nach, heute – es ist selbstverständlich geworden, im Auto den Gurt anzulegen, beim Skifahren einen Helm – oder bei gewissen Tätigkeiten am Arbeitsplatz eine Schutzbrille zu tragen.
Was überlebt die Pandemie?
Das Risiko, das wir in diesen Monaten als stärkste Bedrohung empfinden, ist die Ansteckung mit aggressiven Viren. Analog zum Beitrag von Sicherheitsgurt und dreibuchstabigen Helferlein (ASR, ABS, ESP) im Straßenverkehr sind in der Covid-19-Krise der Mund-NasenSchutz, die aktive Lüftung von Innenräumen, der breite Einsatz der Desinfektion und die eingeschränkte Reisetätigkeit zu sehen.
Was wird von diesen Maßnahmen als Selbstverständlichkeit in unseren Alltag übergehen? Früher oder später werden wohl Urlaubsund Geschäftsreisen wieder zu unserem normalen Leben gehören. Allerdings sind virtuelle Treffen mittlerweile in so vielen Bereichen zur Routine geworden, dass sie ihren Platz behalten und zumindest einen Teil der oft unreflektiert angetretenen Businesstrips nach Brüssel, London oder Frankfurt ersetzen werden.
Hygieniker schlagen Alarm!
Ganz und gar nicht zum Normalfall sollte hingegen der massiv gestiegene Einsatz an desinfizierenden Produkten werden. Aus Gesundheits- und Umweltsicht ist zu hoffen, dass Desinfektion nur mehr in Situationen angewandt wird, bei denen es medizinisch notwendig ist, und aus unserem Alltag und den Haushalten