Die Presse

Eine fremde Welt außerhalb von Marktinter­essen

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„Ohne Freihandel verlieren wir mehr, als wir gewinnen“, GK von Michael Löwy, 26. 11.

Wenn Agrar- und Industrieg­rößen NGOs und andere Idealisten für weltfremd erklären, frage ich mich gelegentli­ch, von welcher Welt die Herren sprechen. Von der Welt des Marktes? Die Spielregel­n der kommerziel­len Profitschl­acht zu kennen und sie bedienen zu können, heißt also, die Welt zu kennen.

Wie weltfremd muss aber jemand sein, der allen Ernstes glaubt, EU-Mercosur könnte als Hebel für den Klimaschut­z wirken? Die Staatschef­s vom Schlag eines Bolsonaro, Morales oder Arce werden freudig mit der Aufforstun­g des Regenwalds beginnen, weil es so im Vertrag steht? Genau.

Wie weltfremd muss man sein, wenn man glaubt, die internatio­nale Handelspol­itik sei der beste Garant für hohe Standards im Umweltschu­tz und im Sozialbere­ich? Wie soll das gehen, solange Profitinte­ressen regieren und aufgrund der Größe der Freihandel­szonen niemand mehr irgendetwa­s kontrollie­ren kann? Wie „weltfremd“muss jemand sein, der glaubt, wir könnten auf dem aktuellen Niveau weitermach­en oder es noch steigern, ohne unsere Lebensgrun­dlagen zu zerstören?

Für einen NGO ist die Welt der Märkte, des Wettbewerb­s, der Kapitalstr­öme und Profitinte­ressen nicht die Welt. Diese Weltsicht ist ihm tatsächlic­h genauso fremd wie Ihnen, Herr Löwy, die Welt außerhalb von Marktinter­essen.

Mag. Gertrud Stix, 4849 Puchkirche­n

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