Der Kaiser hat nun eine Tochter
ORF. Mit „Wir sind Kaiser*in“legen Robert Palfrader und Rudi Roubinek ein neues Konzept für die 2020 abgesetzte Sendung vor und inthronisieren Lilian Jane Gartner als Kronprinzessin. Im Gespräch mit der „Presse“erzählen sie, warum.
In „Wir sind Kaiser*in“inthronisieren Robert Palfrader und Rudi Roubinek mit Lilian Jane Gartner eine Prinzessin.
Lange Jahre lief „Wir sind Kaiser“recht erfolgreich im ORF. Die näselnde Stimme von Robert Palfrader als Robert Heinrich I., sein gnädig-gfeanztes Winken mit den weißen Handschuhen, die devoten Einwürfe des Obersthofmeisters Seyffenstein (Rudi Roubinek) und so manch ungeschickter Gast bleiben in Erinnerung. Nicht selten verrenkten sich Politiker oder Promis in höfisch inszenierter Selbsterniedrigung bei diesen Audienzen, die im Mittelpunkt der Sendung standen.
Wenn das überarbeitete Format ab Mittwoch, 13. 1., in acht Ausgaben wieder startet, wird man die Gäste in einer anderen Rolle sehen: nicht vorgeführt, sondern als Experten. „Der Kaiser muss Leute konsultieren, die ihn über das, was in Österreich passiert, genauer informieren“, erklärt Roubinek im Gespräch mit der „Presse“. So kommt etwa der Molekularbiologe Martin Moder, der den Kaiser zur Corona-Impfung berät.
Ein bisschen „Clash of Culture“
Die augenscheinlichste Änderung ist aber eine andere: Der Kaiser hat nun eine erwachsene Tochter. Die Idee einer neuen Figur habe sich quasi aufgedrängt, „weil wir doch schon ein bisschen festgefahren waren“, sagt Palfrader. „Und vielleicht ist das genau der Clash of Culture“, der in der Sendung bis jetzt gefehlt habe. „Mit Lilian haben wir jetzt eine sehr schlagkräftige, witzige, intelligente junge Frau.“Wie wird er aussehen, dieser Zusammenstoß zwischen zwei „alten, weißen Männern“und einer jungen Frau, die die Themen ihrer Generation vertreten soll, etwa Klimaschutz und Gendergerechtigkeit? (Wegen des Sternchens bei Kaiser*in gab es übrigens noch keine Beschwerden.) Ein bisschen mehr
Moral darf man sich wohl erwarten. Palfraders Figur war bisher angenehm nachsichtig gegenüber menschlichen Schwächen – bei anderen fast so sehr wie bei den eigenen. Die Tochter dürfte da nicht immer den gleichen Zugang haben, sie ist „voller Ideale“.
Wenn sie, wie Lilian Gartner sagt, auch „nicht unverzeihlich“sei. In acht halbstündigen Ausgaben wird sich das Trio also aktuellen Themen widmen. Dazu gehört auch Corona. „Das muss sein, weil es einfach da ist. Aber es soll nicht verkrampft sein. Wir werden z. B. Tipps geben, wie man einen lustigen Lockdown erleben darf. Und wir wollen schon auch ein bisserl relevant sein“, so Roubinek. Das ist auch Palfrader wichtig:
„Wir haben uns gedacht: Wenn wir zurückkommen, muss das einen Grund haben, dann muss das auch Relevanz haben.“Anfang 2020 wurde „Wir sind Kaiser“abgesetzt, in der Zeit davor seien manche Sendungen bereits Monate vor ihrer Ausstrahlung produziert worden. Nun habe man die Chance – wie früher, als die Sendung noch wöchentlich lief – auf tagesaktuelle Entwicklungen eingehen zu können „und sie durch den kaiserlichen Fleischwolf zu drehen“, schwärmt Palfrader.
„Immer eine Unterhaltungssendung“
Freilich bleibt die Sendung leicht, eine Comedy mit Sitcom-Elementen. „Es war immer eine Unterhaltungssendung und es wird immer eine Unterhaltungssendung sein“, so Palfrader. Zwar hätte man auch gern Politiker als Gäste, aber sie einzuladen, sei in den vergangenen zehn Jahren immer schwerer geworden. „Einer der Knackpunkte war die Audienz von HC Strache 2010, danach hat es wenige gegeben, die den Mut gefunden haben.“Was absurd sei, immerhin könne man auch sehr gut aussteigen.
Dass „Wir sind Kaiser*in“auf dem Sendeplatz der politischen Satiresendung „Gute Nach Österreich“läuft, sei schade. Nicht nur wegen Peter Klien, der die Sendung verantwortete. Es sei generell „furchtbar, dass es im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen keine politische Satire gibt“. In Deutschland sehe Palfrader ein großes, hochwertiges Angebot.
Dass es eine bestimmte Sendung nicht mehr gibt, sei traurig, das wisse er aus eigener Erfahrung nach der Absetzung der „Staatskünstler“. Aber es sollte „unabhängig von den agierenden Personen wöchentlich politische Satire geben. Mehr als die paar Minuten, die man in ’Willkommen Österreich’ sieht. Das gehört meiner Meinung nach zum Bildungsauftrag des ORF.“