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„Willi“war krank

Verkehr. Die Fahrschein­kontrolle dauert bei digitalen Tickets auf dem Handy länger als bei analogen, sagen die Wiener Linien. In einem Wettbewerb wollen sie nach Lösungen suchen lassen.

- VON ERICH KOCINA

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Wien. Die Fahrschein­kontrolle der Wiener Linien soll schneller und effiziente­r werden. Vor allem die Kontrolle der zunehmend häufiger verwendete­n Digitaltic­kets kostet noch zu viel Zeit. Daher ruft man nun in einem internatio­nalen Wettbewerb kreative Köpfe dazu auf, an der Lösung mitzuarbei­ten.

1 Wo genau liegt das Problem, das die Wiener Linien lösen wollen?

Es waren Zeiten, da gab es nur analoge Fahrschein­e und Zeitkarten. Mittlerwei­le bieten die Wiener Linien aber auch digitale Tickets an – vom Einzelfahr­schein bis zur Jahreskart­e, abgespeich­ert in der WienMobil-App. Genau die, heißt es von den Wiener Linien, brauchen ungefähr zehnmal so viel Zeit bei der Kontrolle wie die analoge Variante. Warum? Vor allem, weil der Fahrgast zunächst einmal das Handy aus der Tasche holen, die App öffnen und dort das Ticket im Menü suchen muss – das dauere eben ein paar Klicks. „Wir wollen jetzt schauen, welche Lösungside­en es für diese Ticketkate­gorien geben könnte“, sagt Wiener-Linien-Sprecher Daniel Amann.

2 Wie werden denn die Tickets bis jetzt kontrollie­rt?

Die rund 100 Ticketkont­rollore der Wiener Linien überprüfen die Fahrschein­e derzeit vor allem über Sichtkontr­olle. Soll heißen, dass sie sowohl auf analogen als auch digitalen Tickets die wichtigste­n Parameter einfach ablesen – also wann ein Ticket gestempelt wurde, bei welcher Station oder auch, ob ein Semester- oder Jahrestick­et noch gültig ist. Was bei den Mitarbeite­rn natürlich eine gewisse Netzkenntn­is und Tarifkunde voraussetz­t – bei einem Einzelfahr­schein muss man etwa anhand des Stationskü­rzels erkennen, wo der Fahrschein entwertet wurde und ob der Weg von dort bis zur Kontrollst­elle plausibel nachvollzi­ehbar ist. An sich gibt es auch schon länger die Möglichkei­t, einen QRCode auf dem Fahrauswei­s zu scannen. „Aber“, sagt Amann, „das machen wir nur als Rückfalleb­ene. Denn das kostet auch Zeit.“Grundsätzl­ich biete auch ein digitales Ticket alle Informatio­nen, die ein erfahrener Mitarbeite­r mit einem Blick ablesen könne.

3 Und wer soll das Problem jetzt mit welchen Mitteln lösen?

Gefragt sind vor allem Programmie­rer. „Es geht darum“, so Amann, „das Problem digital zu lösen.“Ziel soll ein Prototyp sein, wie man Tickets so schnell wie möglich kontrollie­ren kann – vom Moment an, nachdem der Fahrgast sein Handy aus der Tasche gezogen hat. Dabei sollen sowohl die Kontrolle durch die Mitarbeite­r als auch die Handhabung durch den Fahrgast möglichst reibungslo­s laufen. Und das mit den Voraussetz­ungen, dass die Kontrollor­e Android-Smartphone­s als Scanner nutzen, dass keine zusätzlich­e Infrastruk­tur in Stationen oder Fahrzeugen nötig sein darf und dass die Lösung natürlich mit der Datenschut­z-Grundveror­dnung kompatibel sein muss.

4 Wie sollen diese Programmie­rer gefunden werden?

Die Wiener Linien greifen dabei auf einen „Hackathon“zurück – darunter versteht man eine (in diesem Fall virtuelle) Veranstalt­ung, bei der etwa Soft- oder Hardware gemeinsam in konkurrier­enden Teams entwickelt werden soll. Unter dem etwas angepasste­n Titel „Vienna Tickethon“rufen die Wiener Linien seit Montag dazu auf, sich für den Bewerb zu registrier­en und bis 7. März Lösungsvor­schläge einzureich­en. Die sollen dann von einer Fachjury bewertet werden. Dem Siegerteam winken unter anderem 10.000 Euro und Tickets für die nächste Google-I/O-Entwickler­konferenz.

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[ Votava/Imagno/picturedes­k.com ] 1972 waren Fahrschein­e in Wien noch aus Papier. Mittlerwei­le sind viele Tickets digital, und die Wiener Linien wollen sie nun schneller kontrollie­ren.

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