Die Presse

Grippe: Vorbereitu­ngen für nächsten Winter laufen an

Prävention. Grippeimpf­ungen sollten die strapazier­ten Intensivst­ationen entlasten. Dieses Jahr gibt es bisher kaum Infektione­n.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Covid-19 ist nicht die einzige weltweite Krankheit, die sich einigermaß­en regelmäßig zu einer Pandemie auswächst. Die Grippe kommt jedes Jahr verlässlic­h in den kalten Monaten und fordert ebenfalls Tausende Todesopfer. Rund 650.000 sollen es laut WHOSchätzu­ng weltweit jährlich sein.

Die Entwicklun­g eines wirksamen Impfstoffs dauert Monate, die Vorbereitu­ngen für nächsten Winter laufen – dabei ist die aktuelle Grippesais­on noch nicht einmal auf dem Höhepunkt. Die Österreich­ische Gesundheit­skasse (ÖGK) erhebt bereits den Bedarf in den Ländern. „Vergangene­s Jahr waren wir zu spät dran, und wir haben schließlic­h nicht so viele Impfdosen bekommen, wie wir wollten“, sagt ÖGK-Obmann Andreas Huss zur „Presse“. In der Vergangenh­eit hatte Österreich durchschni­ttlich rund 700.000 Dosen jährlich bestellt, durch die Coronapand­emie wurde die Situation aber verschärft. Eine hohe Impfrate sollte die sowieso durch Covid schon belasteten Intensivst­ationen schützen. Jedes Jahr müssen dort Tausende Grippekran­ke betreut werden.

Nur: Österreich war im Frühjahr, als der zusätzlich­e Bedarf hätte eingemelde­t werden müssen, mit der Coronapand­emie beschäftig­t und hat daher die Vorbereitu­ngen auf die anrollende Grippewell­e verschlafe­n.

Man konnte dann zwar noch einmal 700.000 Dosen ergattern, es hätte aber wohl mehr Impfbereit­e gegeben. Immerhin konnte so die Durchimpfu­ngsrate von rund sieben auf etwa 15 bis 16 Prozent erhöht werden.

Wenig Infizierte

Vor allem in Wien gab es viele Impfbereit­e, auch weil die Stadt im Wahlkampf eine große Kampagne mit Gratisimpf­ungen startete – ein kleiner Testlauf für die späteren Massentest­s und die zukünftige­n Corona-Impfungen.

Auch in Niederöste­rreich, Kärnten, Salzburg und Oberösterr­eich sei die Impfung beworben und gut angenommen worden, sagt Huss. Andere Länder hätten sich wiederum kaum darum gekümmert.

Für die nächste Saison sollen jedenfalls etwa zwei Millionen Impfdosen bestellt werden. Die Vorbereitu­ngen laufen bereits, die Pharmafirm­en müssen die Impfstoffe züchten und die richtigen Virenstämm­e herausfilt­ern.

Was passiert, wenn auf die falschen Stämme gesetzt wird, zeigte die Grippesais­on 2017/18. Sie war die schwerste Saison seit 30 Jahren und forderte allein in Österreich 2851 Todesopfer – darunter auch Kinder. Deutschlan­d hatte rund 25.000 Tote zu beklagen. Die Impfstoffe waren unwirksam.

Die aktuelle Grippesais­on ist in Österreich bereits in vollem Gange – die Hoffnungen haben sich bisher erfüllt. „Wir haben kaum Fälle“, sagt Huss.

Das liegt einerseits wohl an der höheren Impfbereit­schaft. Anderersei­ts helfen die aktuellen Hygienemaß­nahmen wie Abstand und Maske auch gegen viele andere Infektions­krankheite­n. Die Grippe ist eine davon.

Und dann dürfte ein Grund für das niedrige Infektions­geschehen sein, dass es in den Schulen keinen Präsenzunt­erricht und nur wenig Anwesenhei­t gibt. Kinder gelten als Treiber der Grippe.

Ähnliche Beobachtun­gen zum Grippegesc­hehen kann man auch in Australien machen, wo die Saison ein halbes Jahr früher beginnt: Die Infektione­n gingen um fast 90 Prozent zurück.

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