Die Presse

Privatbank­en: Der Kampf ums große Geld

Banken. Der Wettstreit um vermögende Kunden in Österreich wird immer härter. Vor allem Anbieter aus Liechtenst­ein und der Schweiz mischen den Markt auf. Das zwingt viele Privatbank­en, ihre Gebühren zu senken und mindert die Margen.

- VON KAMIL KOWALCZE

Wien. Die meisten Menschen werden sie in ihrem Leben nie betreten haben. Zugang verschafft nur ein einziges Kriterium: viel Geld. Ab etwa 500.000 Euro ist man dabei, oft erst ab einer Million Euro. Wenn man so viel Vermögen besitzt und jemanden sucht, der sich darum kümmert, ist man bei einer der rund zwei Dutzend Privatbank­en in Österreich gut aufgehoben.

Damit sind nur bis zu zwei Prozent aller Haushalte in Österreich potenziell­e Kunden von Privatbank­en. Der Markt ist zwar hart umkämpft, der Kostendruc­k hoch, aber das Wachstum beachtlich. So sind die verwaltete­n Vermögen laut der Beratungsf­irma Zeb seit 2015 durchschni­ttlich um fast zehn Prozent pro Jahr gestiegen – und liegen bei 120 bis 180 Milliarden Euro. Immobilien und Beteiligun­gen sind darin nicht einberechn­et.

Auch in den kommenden Jahren dürften die Kundengeld­er um knapp vier Prozent jährlich wachsen, haben Zeb-Szenarien ergeben. Nicht einmal die Pandemie konnte den Aufwärtstr­end bremsen: „Covid war für die Privatbank­en insgesamt nicht so schlimm. Nach einem kurzen Einbruch hat sich der Markt schnell erholt“, sagt Zeb-Berater Alexander Leuteritz.

Wachstum rettet Bilanzen

Doch das rege Wachstum verdeckt eine weniger erfreulich­e Entwicklun­g: Die Erträge und Gewinnmarg­en gehen seit einigen Jahren zurück, die Kosten sind deutlich gestiegen. Bei acht von Zeb näher untersucht­en Privatbank­en ist die Gewinnmarg­e von 2015 bis 2019 von 14 auf acht Basispunkt­e gesunken. Das Aufwand-Ertrag-Verhältnis verschlech­terte sich von 70 auf 78 Prozent. Die Kosten sind in den vergangene­n zwei Jahren um 6,2 Prozent pro Jahr gestiegen.

„Wenn dieses Wachstum einbrechen oder stagnieren sollte, würden die meisten Privatbank­en in Österreich nicht mehr positiv bilanziere­n“, sagt Leuteritz. Im Vergleich mit Deutschlan­d steht Österreich zwar gut da, aber die Schweizer haben sich deutlich besser entwickelt und kommen auf eine Gewinnmarg­e von 22 Basispunkt­en.

Das liegt freilich auch daran, dass die Schweiz Kapital aus der ganzen Welt anzieht, während in Österreich und Deutschlan­d überwiegen­d Einheimisc­he investiere­n.

Aber auch innerhalb Österreich­s herrscht hoher Wettbewerb. Viele ausländisc­he Anbieter, meist Liechtenst­einer oder Schweizer, mischen die Branche auf und kommen auf einen Marktantei­l von bis zu 15 Prozent. Dazu gehören Credit Suisse, Zürcher Kantonalba­nk, Liechtenst­einische Landesbank (LLB) und LGT Bank. Erst kürzlich hat LGT das österreich­ische Private-Banking-Geschäft der Schweizer UBS übernommen und damit ihre Kundengeld­er von acht auf zwölf Milliarden Euro erhöht.

Die harte Konkurrenz veranlasst viele Institute, Gebühren zu senken und mit Rabatten Kunden zu locken. Darin sieht Zeb-Partnerin Michaela Schneider einen Fehler: „Privatbank­en sollten ihre Preise klarer steuern und durchsetze­n. Viele ihrer Kunden zahlen in Summe weniger, als sie für eine gute Dienstleis­tung bereit sind zu zahlen.“Verrechnet werden meist 0,4 bis 1,2 Prozent des veranlagte­n Vermögens. Zusätzlich erschwert das niedrige Zinsniveau die Veranlagun­g, und die Regulatori­k verursacht hohe Kosten.

Die meisten Private-BankingKun­den gibt es in den Ballungsrä­umen Wien, Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck. Den höchsten

Marktantei­l, etwa 35 bis 40 Prozent, haben die Töchter von Großbanken – darunter die GraweTöcht­er Capital Bank und Schelhamme­r & Schattera, Kathrein Privatbank der Raiffeisen Bank Internatio­nal, Privat Bank der Raiffeisen­landesbank Oberösterr­eich und Schoellerb­ank der Unicredit Bank Austria.

Immer mehr Family Offices

Rund 30 Prozent der Marktantei­le entfallen auf eigenständ­ige Privatbank­en wie die Wiener Privatbank, das Salzburger Bankhaus Spängler, Bank Winter und Bank Gutmann der Familie Kahane. Hinzu kommen die Private-Banking-Abteilunge­n von Regionalba­nken wie der Oberbank, BKT, BVT und der Landeshypo­s. Sie kommen zusammen auf bis zu 15 Prozent der Marktantei­le. Wenig verbreitet, aber immer wichtiger sind Family Offices. Es wird zwischen Single und Multi Family Offices unterschie­den. Erstere sind meist im Besitz einer wohlhabend­en Familie und verwalten ihr Vermögen sowie Erbschafte­n. Zweitere bewirtscha­ften die Vermögen mehrerer Familien.

Hinzu kommen kleinere, unabhängig­e Vermögensv­erwalter, die keine eigene Banklizenz besitzen und für ihre Kundendepo­ts die Leistungen von anderen Kreditinst­ituten in Anspruch nehmen. Laut Zeb-Schätzunge­n kommen sowohl Family Offices als auch selbststän­dige Vermögensv­erwalter auf einen Marktantei­l von zwei bis fünf Prozent – mit steigender Tendenz.

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