Modekette Adler insolvent
Handel. Eine der größten Modeketten Deutschlands ist infolge des Lockdowns pleite. Die 24 österreichischen Töchter sind vorerst nicht betroffen.
Haibach/Köln/Wien. Vor einer Woche hatten die deutschen Handelsverbände für Textil, Schuhe und Lederwaren Alarm geschlagen, dass die Verlängerung des Lockdowns zahlreiche Läden dieser Branchen in den Ruin treiben werde. Wenige Tage später schon hat die Modekette Adler, einer der größten Textileinzelhändler in Deutschland, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Der Grund sei die Überschuldung infolge des Corona-Lockdowns, wie das Unternehmen, das auch in Österreich mit 24 Filialen und fast 300 Beschäftigten vertreten ist, mitteilte.
Ziel ist es demzufolge, die Firma über einen Insolvenzplan zu sanieren. Dabei soll der Geschäftsbetrieb in vollem Umfang fortgeführt werden. Die ausländischen Töchter, also auch die österreichischen, seien nicht von der Insolvenz betroffen.
Die Adler Modemärkte AG mit Sitz in Haibach bei Aschaffenburg gehören zu den größten Textileinzelhändlern in Deutschland. Das Unternehmen, das vor allem die Altersgruppe ab 55 Jahren im Fokus hat, betreibt mit gut 3000 Beschäftigten 171 Modemärkte, davon 142 in Deutschland.
Als Folge des Lockdowns sei es seit Mitte Dezember zu andauernden Schließungen fast aller Verkaufsfilialen gekommen, hieß es. Es sei nicht möglich gewesen, die entstandene Liquiditätslücke über eine Kapitalzufuhr durch staatliche Unterstützungsfonds oder durch Investoren zu schließen.
Strukturwandel
Wie in einem Lagebericht schon zuvor angedeutet, habe man sich dem negativen Branchentrend im stationären Textileinzelhandel nicht entziehen können. Gerade die Abwanderung größerer Umsatzanteile ins Internet habe Spuren hinterlassen. Wer nicht Schritt hielt, bekam spätestens im Vorjahr Probleme – etwa Hugo Boss, dessen Onlinegeschäft nur zehn Prozent am Umsatz ausmacht.
Vielen Unternehmen aus der Modebranche ging es schon vor der Coronakrise nicht gut. Dem Siegeszug des Onlinehandels und dem Erfolg von Fast-Fashion-Anbietern wie Primark oder Zara hatten sie nur wenig entgegenzusetzen. Der im Lockdown forcierte Onlinehandel spülte zudem ganz junge Unternehmen nach oben. So etwa Zalando, dessen Aktie im Vorjahr zu den Highflyern gehörte. Oder die in Luxemburg beheimatete Global Fashion Group, die nun auch in den schwarzen Zahlen angekommen ist.