Die Presse

Neues EU-Gesetz könnte Hass im Netz mindern

Gesetz über digitale Dienste würde so etwas wie Sturm auf das US-Kapitol bremsen.

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Brüssel. Kann so etwas auch in Europa passieren? Diese Frage stellen sich seit dem Sturm eines rechtsradi­kalen Mobs auf das US-Kapitol mit fünf Toten am 6. Jänner viele Zeitgenoss­en. Gewaltbere­ite Extremiste­n, die sich Wochen vorher via soziale Medien verabredet hatten und zudem vom mächtigste­n Politiker des Landes ebenfalls via soziale Medien angefeuert wurden: Das ist jenes Extremszen­ario, welches das von der Europäisch­en Kommission vor Weihnachte­n vorgeschla­gene Gesetz über digitale Dienste künftig verhindern soll.

Und das wird es auch können, befindet eine neue Analyse des Thinktanks Reset, der sich mit der Frage beschäftig­t, wie die Macht der Digitalkon­zerne über Demokratie und Debattenku­ltur zivilisier­t werden kann, und der unter anderem von Shoshana Zuboff beraten wird, die den Begriff „Überwachun­gskapitali­smus“erdacht hat. Erstens würden Plattforme­n wie Twitter oder Facebook nicht riskieren, für alle ihre Löschungen mutmaßlich illegaler Inhalte pauschal haftbar gemacht zu werden, wie ihnen das in den USA droht. Das ist einer der Gründe, warum sie nicht schneller Hasspostin­gs löschen.

Zweitens würden ihnen hohe Geldstrafe­n drohen, wenn sie ihnen gemeldete Gewaltaufr­ufe nicht löschen. Sie träfe die Beweislast, genug getan zu haben, um die Verbreitun­g von Hass einzudämme­n. Besonderes Augenmerk müssten sie dabei auf prominente Profile legen – zum Beispiel auf jene von Politikern wie Trump.

Drittens würde das neue Gesetz sie auch zur Bekämpfung von nicht strafbaren, aber schädliche­n Inhalten anhalten. Sie müssten nämlich Risikomana­gement betreiben, um beispielsw­eise Desinforma­tion oder den Aufbau von Armeen gefälschte­r, ferngesteu­erter Nutzerprof­ile (Bots) zu unterbinde­n – und könnten bei Unterlassu­ng gestraft werden. (GO)

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