Blackrock ist noch nicht grün genug
NGOs werfen dem Vermögensverwalter mangelnden Tatendrang vor.
Wien. 2020 wird in die Geschichte eingehen – und nicht unbedingt positive Assoziationen wecken. Neben einer weltweiten Gesundheitskrise zählten die vergangenen Monate auch zu den klimatisch wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.
Das Problem der Temperaturanstiege rückte durch die wirtschaftlichen Herausforderungen zuletzt in den Hintergrund. Offenbar auch beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Zumindest prangert das die deutsche Nichtregierungsorganisation Urgewald an. In einer gemeinsamen Analyse mit der französischen NGO Reclaim Finance kommt man zu dem Schluss, dass Blackrock in Sachen Nachhaltigkeit gehörig Aufholbedarf hat. Und dass Larry Finks (CEO) angekündigtes Versprechen, Kohlefirmen aus den Depots zu werfen, lückenhaft ist.
Angaben der NGOs zufolge betrifft Blackrocks neues Paradigma nämlich nur 17 Prozent der globalen Kohleindustrie. Einen Vergleichswert aus dem Jahr zuvor gibt es zwar, doch ist dieser nur bedingt aussagekräftig, da die Anzahl der Firmen, die für die Untersuchung herangezogen worden sind, merklich geringer war.
Unter dem Strich ist der Vermögensverwalter nach wie vor mit 85 Mrd. Dollar in der Kohleindustrie investiert. Ihm stehen auch weiterhin 333 börsengelistete Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette für Kohle zur Verfügung, in die er sein Geld – im Einklang mit den eigenen Richtlinien – stecken kann.
Abgesehen davon, dass Blackrock noch keine Kriterien für den Ausstieg aus anderen fossilen Energieträgern vorgelegt hat, ist auch die Abkehr von der Kohle mit der Möglichkeit verbunden, ihr weiter treu zu bleiben. Denn Unternehmen, die Strom aus Kohle erzeugen, seien von den Ausschlusskriterien des Unternehmens nicht betroffen, so Urgewald. Was dazu führt, dass Blackrock etwa auch in der deutschen RWE, die laut Urgewald einer der größten CO2-Produzenten Europas ist, engagiert bleiben kann. Blackrock hielt mit Stichtag Oktober Anteile an RWE im Umfang von 2,5 Mrd. Euro
Das ist aber noch nicht alles. Der Asset Manager sei nach wie vor in Firmen investiert, die den Bau neuer Kraftwerke planen. Dabei gehe es um Expansionspläne, die in Summe 241 Gigawatt ausmachen, was der dreifachen Kohlekapazität Deutschlands und Polens entspricht. „Ein Jahr nach Larry Finks Ankündigung, Nachhaltigkeit zum Fokus des Geschäftsmodells zu machen, droht das Versprechen des Investmentriesen nach kaum mehr als reinem Greenwashing auszusehen“, kritisiert Lara Cuvelier von Reclaim Finance.
Blackrock schließt bei seinen Anlageentscheidungen Firmen aus, die mehr als 25 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle erzielen. Bergbaukonzerne wie Glencore oder BHP fallen allerdings nicht unter diese Richtlinie, da ihre Geschäftsanteile mit Kohle deutlich darunter liegen, was den NGOs missfällt.
Passive Produkte als Problem
Blackrock verwaltet weltweit rund 7,8 Billionen Dollar. Nur rund ein Drittel davon sind aktive Investments (der Rest passive) für die die Kohlerichtlinie auch gilt. Das sei „einer der größten Haken an Blackrocks Nachhaltigkeitslinie“.
Seiner Verantwortung als Aktionär komme das Unternehmen ebenfalls nicht nach. Im Jahresverlauf habe Blackrock gegen 88 Prozent aller vorgebrachten Klimaresolutionen gestimmt. Die Bilanz falle damit schlechter aus als noch ein Jahr davor.