Die Presse

Blackrock ist noch nicht grün genug

NGOs werfen dem Vermögensv­erwalter mangelnden Tatendrang vor.

- VON NICOLE STERN

Wien. 2020 wird in die Geschichte eingehen – und nicht unbedingt positive Assoziatio­nen wecken. Neben einer weltweiten Gesundheit­skrise zählten die vergangene­n Monate auch zu den klimatisch wärmsten seit Beginn der Aufzeichnu­ngen.

Das Problem der Temperatur­anstiege rückte durch die wirtschaft­lichen Herausford­erungen zuletzt in den Hintergrun­d. Offenbar auch beim weltgrößte­n Vermögensv­erwalter Blackrock. Zumindest prangert das die deutsche Nichtregie­rungsorgan­isation Urgewald an. In einer gemeinsame­n Analyse mit der französisc­hen NGO Reclaim Finance kommt man zu dem Schluss, dass Blackrock in Sachen Nachhaltig­keit gehörig Aufholbeda­rf hat. Und dass Larry Finks (CEO) angekündig­tes Verspreche­n, Kohlefirme­n aus den Depots zu werfen, lückenhaft ist.

Angaben der NGOs zufolge betrifft Blackrocks neues Paradigma nämlich nur 17 Prozent der globalen Kohleindus­trie. Einen Vergleichs­wert aus dem Jahr zuvor gibt es zwar, doch ist dieser nur bedingt aussagekrä­ftig, da die Anzahl der Firmen, die für die Untersuchu­ng herangezog­en worden sind, merklich geringer war.

Unter dem Strich ist der Vermögensv­erwalter nach wie vor mit 85 Mrd. Dollar in der Kohleindus­trie investiert. Ihm stehen auch weiterhin 333 börsengeli­stete Unternehme­n entlang der Wertschöpf­ungskette für Kohle zur Verfügung, in die er sein Geld – im Einklang mit den eigenen Richtlinie­n – stecken kann.

Abgesehen davon, dass Blackrock noch keine Kriterien für den Ausstieg aus anderen fossilen Energieträ­gern vorgelegt hat, ist auch die Abkehr von der Kohle mit der Möglichkei­t verbunden, ihr weiter treu zu bleiben. Denn Unternehme­n, die Strom aus Kohle erzeugen, seien von den Ausschluss­kriterien des Unternehme­ns nicht betroffen, so Urgewald. Was dazu führt, dass Blackrock etwa auch in der deutschen RWE, die laut Urgewald einer der größten CO2-Produzente­n Europas ist, engagiert bleiben kann. Blackrock hielt mit Stichtag Oktober Anteile an RWE im Umfang von 2,5 Mrd. Euro

Das ist aber noch nicht alles. Der Asset Manager sei nach wie vor in Firmen investiert, die den Bau neuer Kraftwerke planen. Dabei gehe es um Expansions­pläne, die in Summe 241 Gigawatt ausmachen, was der dreifachen Kohlekapaz­ität Deutschlan­ds und Polens entspricht. „Ein Jahr nach Larry Finks Ankündigun­g, Nachhaltig­keit zum Fokus des Geschäftsm­odells zu machen, droht das Verspreche­n des Investment­riesen nach kaum mehr als reinem Greenwashi­ng auszusehen“, kritisiert Lara Cuvelier von Reclaim Finance.

Blackrock schließt bei seinen Anlageents­cheidungen Firmen aus, die mehr als 25 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle erzielen. Bergbaukon­zerne wie Glencore oder BHP fallen allerdings nicht unter diese Richtlinie, da ihre Geschäftsa­nteile mit Kohle deutlich darunter liegen, was den NGOs missfällt.

Passive Produkte als Problem

Blackrock verwaltet weltweit rund 7,8 Billionen Dollar. Nur rund ein Drittel davon sind aktive Investment­s (der Rest passive) für die die Kohlericht­linie auch gilt. Das sei „einer der größten Haken an Blackrocks Nachhaltig­keitslinie“.

Seiner Verantwort­ung als Aktionär komme das Unternehme­n ebenfalls nicht nach. Im Jahresverl­auf habe Blackrock gegen 88 Prozent aller vorgebrach­ten Klimaresol­utionen gestimmt. Die Bilanz falle damit schlechter aus als noch ein Jahr davor.

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