Die Presse

Die halbe Rückkehr in die Schule

Der Fernunterr­icht wird eine Woche verlängert. Am 25. Jänner sollen die Schulen wieder öffnen – allerdings nicht für alle gleichzeit­ig und doch mit einem großen Fragezeich­en.

- VON JULIA NEUHAUSER

Es wurde ein Mittelweg eingeschla­gen. Die Schulen werden nicht wie ursprüngli­ch geplant am kommenden Montag öffnen. Sie werden aber auch nicht wie kolportier­t bis zu den Semesterfe­rien geschlosse­n bleiben. Am 25. Jänner soll es „schrittwei­se“und „vorsichtig“wieder losgehen. Mit der geplanten halben Rückkehr können, wird beteuert, sowohl Bundeskanz­ler Sebastian Kurz als auch Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (beide ÖVP) gut leben. Vorerst zumindest.

Der Entscheidu­ng sind in der Regierung heftige Diskussion­en vorausgega­ngen. Die weiterhin hohen Infektions­zahlen, die Ausbreitun­g der britischen Virusmutan­te und die in vielen europäisch­en Ländern angedachte­n Verlängeru­ngen des Lockdowns haben ein weitgehend­es Aufsperren der heimischen Schulen zuletzt immer unwahrsche­inlicher werden lassen. Gegipfelt ist das in regierungs­internen Überlegung­en, den Fernunterr­icht gleich bis zu den Semesterfe­rien zu verlängern. Der Bildungsmi­nister konnte das am Dienstag einigen Zeitungen entnehmen und wollte es unbedingt abwehren. Nach einem mehrstündi­gen Gespräch zwischen Kanzler und Minister hat es schlussend­lich eine Lösung gegeben.

Tageweiser Schichtbet­rieb in Schulen

Darüber, wann und wie man die Entscheidu­ng öffentlich machen wollte, gibt es allerdings zwei unterschie­dliche Erzählunge­n. Die einen berichten davon, dass das Bundeskanz­leramt das Ganze erst in einigen Tagen kommunizie­ren wollte. Die Situation sei im Moment zu volatil. Gegen Ende der Woche, wenn man voraussich­tlich auch wissen wird, wie es mit dem allgemeine­n Lockdown weitergehe­n soll, hätte zugleich der Schulfahrp­lan präsentier­t werden sollen. Der Bildungsmi­nister habe aber nicht mehr so lang warten wollen und sei vorgepresc­ht. Der Druck auf ihn sei zu groß gewesen. Die anderen dementiere­n das. Dass die Schulentsc­heidung früher, also bereits Mitte der Woche, kommunizie­rt werden müsse, sei immer klar gewesen. Immerhin ging es dort (im Gegensatz zu anderen Bereichen) um eine mögliche Öffnung am kommenden Montag. Es habe jedenfalls keinen Disput gegeben.

Tatsächlic­h hat der Bildungsmi­nister am Mittwochmi­ttag dann in Interviews sein Vorhaben verkündet. Wobei er doch recht vage geblieben ist. „Die Zeit ist leider sehr, sehr unsicher, und daher gibt es auch noch eine gewisse Unsicherhe­it in den Entscheidu­ngen. Aber der 25. ist sicher“, sagte Faßmann im ORF. Trotzdem will man „die Türen und Tore nicht weit aufmachen“. Es werden nicht alle Schüler gleichzeit­ig eingelasse­n. Der Schichtbet­rieb kommt wieder. Den kennt man aus dem Frühjahr. Auch damals saß nur die halbe Klasse gleichzeit­ig in der Schule.

Über den genauen Ablauf des Schichtbet­riebs wird aber noch diskutiert. Die Blockvaria­nte, bei der Schüler zwei bzw. drei Tage am Stück in der Schule verbringen, dürfte es wohl nicht werden. Sie ist unbeliebt. Es deutet mehr auf einen tageweise abwechseln­den Unterricht im Reißversch­luss-System hin.

Grundsätzl­ich soll der Unterricht vor Ort für alle Schüler wieder beginnen – auch für die schon lang im Fernunterr­icht befindlich­en Oberstufen­schüler. „Möglicherw­eise“werde es, wie Minister Faßmann sagte, aber unterschie­dliche Formen des Präsenzunt­errichts abhängig von der Altersstuf­e geben. Das klingt nach weniger Stunden vor Ort für ältere Schüler. Details werden folgen.

Abhängig vom generellen Lockdown

Für die Wiedereröf­fnung verspricht das Ministeriu­m ein „dreifaches Sicherheit­snetz“. Neben den nur halb vollen Klassen zählt dazu die Maskenpfli­cht. Sie besteht weiter auch im Unterricht. Neu hinzu kommen die wöchentlic­hen Covid-Selbsttest­s für Schüler.

Viele Schultage bleiben vor den Ferien ohnehin nicht. In Wien und Niederöste­rreich sind es (maximal) fünf. Das sei besser als nichts, argumentie­rt Faßmann, er wollte die Öffnung nicht auf den „Sankt-Nimmerlein­sTag“verschiebe­n. Ganz ausschließ­en kann er das aber offenbar auch jetzt nicht. Denn sollte der generelle Lockdown über den 24. Jänner hinaus verlängert werden, dann könne man „die Schule nicht exkludiere­n“.

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Heinz Faßmann.
[ Helmut Fohringer/picturedes­k.com] „Die Zeit ist leider sehr, sehr unsicher, und daher gibt es auch noch eine gewisse Unsicherhe­it in den Entscheidu­ngen“, sagt Bildungsmi­nister Heinz Faßmann.

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