Platter sagt KitzbühelSlalom ab
Verdachtsfälle. In Jochberg sind 16 der 17 ausländischen Skilehrer inzwischen negativ getestet. Wo sich diese infiziert haben, ist weiterhin unklar.
Wien. 17 Fälle und der Verdacht, dass es sich dabei um die britische Variante B1.1.7. des Coronavirus handeln könnte: Die Meldung über eine Gruppe infizierter ausländischer Skilehrer in Jochberg erhitzte am Dienstag die Gemüter. Nach wie vor befinden sich die 17 Betroffenen in dem Tiroler Ort. Für 16 endete die Quarantäne am Mittwoch inzwischen, eine weitere Person müsse diese noch bis 18. Jänner absitzen, heißt es aus der Tiroler Landesregierung zur „Presse“. Die 16 Personen, für welche die Quarantäne bereits endete, seien am Mittwoch „allesamt negativ auf das Coronavirus getestet“worden, sagt ein Sprecher.
Weiterhin unklar aber ist, wie und wo sich die betroffenen Personen aus Großbritannien, Estland, Spanien und Irland angesteckt haben. Da die Gruppe bereits vor 18. Dezember nach Österreich einreiste, die Erkrankungen aber erst nach Silvester auftraten, ist es möglich, dass sie sich in Tirol angesteckt haben. Gerüchte, dass die Betroffenen zu Silvester Besuch bekommen haben, machen im Ort die Runde. Weitere Verdachtsfälle in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel deuten jedoch darauf hin, dass das veränderte Virus zuvor schon in Tirol gewesen sein könnte. Möglich ist aber auch, dass einer oder mehrere bereits bei der Einreise positiv war. Dass der Ort, anders als etwa Kuchl, nicht sofort unter Quarantäne gestellt wurde, erklärte Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Einsatzstabs, am Mittwoch erneut mit der geringen Infektionszahl im Ort.
Tests auf Bezirk Kitzbühel ausgeweitet
Inzwischen häufen sich die Ängste, Jochberg könnte sich zu einem zweiten Ischgl entwickeln. Das erklärt, wieso Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Mittwoch die ursprünglich nur für Jochberg geplanten Schnelltests – die Feuerwehr hatte per Flugblatt rund 1500 Bewohner zum PCR-Test aufgerufen – auf den gesamten Bezirk Kitzbühel ausdehnte. Auf „Presse“-Nachfrage im Gesundheitsministerium wird betont, dass die Tests freiwillig seien. In Jochberg zählte man zuletzt 24 Infizierte (inklusive der 17 Fälle der britischen Mutation, 16 wurden inzwischen negativ getestet). Bis Mittwochmittag hatten sich rund 600 Jochberger testen lassen – bisher alle negativ. „Vom Ergebnis dieser Testung hängt das weitere Vorgehen ab“, heißt es zur „Presse aus dem Büro von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Dieser sprach indes im Nationalrat von bundesweit 70 Mutationsverdachtsfällen, die derzeit abgeklärt würden. Allein diese Woche bereite die Akademie der Wissenschaften 1800 Sequenzierungen von Testproben vor, um die Viren zu überprüfen.
Zum Handeln könnte Platter inzwischen wohl auch von seinem Landsmann und ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel gedrängt worden sein: Weil die britische Virusvariante bereits für die Absage der Lauberhornrennen in Wengen gesorgt hatte, wollte Kitzbühel ursprünglich einspringen und erstmals fünf Rennen an zwei Wochenenden austragen. Am Dienstagabend hatte sich Schröcksnadel in der „ZiB 2“noch überzeugt gezeigt, dass die Rennen im von Jochberg nicht einmal zehn Kilometer entfernten Kitzbühel wie geplant stattfinden können. Am Dienstagabend hieß es auch aus der Tiroler Landesregierung, die Situation sei „überschaubar und gut“und eine Absage kein Thema. Inzwischen wurden die Slalomrennen aber nach Flachau verlegt. Für die berühmten Hahnenkammrennen lässt Platter aber nach wie vor einen Türspalt offen: Sollten bei den PCR-Tests keine „Auffälligkeiten“auftreten, könnten diese am darauffolgenden Wochenende „wie geplant“stattfinden.
Dass nun erneut ein Tiroler Wintersportort im Corona-Rampenlicht steht, sorgt derzeit für Unverständnis und reichlich Häme in den sozialen Netzwerken. Auch weil die strengen Einreisebestimmungen viele Auslandsösterreicher an einem Weihnachtsfest mit der Familie hinderten. Rechtlich aber ist die Teilnahme an den Skilehrerkursen gedeckt. Da die Einreiseverordnung Sonderregeln für „beruflich Reisende“einräumt, worunter auch die Teilnehmer der Skilehrerausbildung fallen, müssen Interessierte aus dem Ausland nicht in Quarantäne. Allerdings nur, wenn sie bei der Einreise einen negativen Test vorweisen. Die 17 Anwärter aus Jochberg aber besuchten einen Vorbereitungskurs. Ob dieser von der Regelung gedeckt ist, muss erst ermittelt werden. Inzwischen bieten die Landesskilehrerverbände weiter bundesweit Kurse an – für in- und ausländische Teilnehmer.