Die Presse

Wie in Österreich Tennis-Know-how weitergege­ben wird

Hintergrun­d. Jürgen Melzer und Stefan Koubek, viele Jahre Österreich­s Speerspitz­e auf der Tour, geben ihre Erfahrung nun als Coaches weiter.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Angesichts der Tatsache, dass Österreich global betrachtet zu den kleineren Ländern zählt, hat es speziell in der Weltsporta­rt Tennis schon verhältnis­mäßig viele Größen hervorgebr­acht. Historisch betrachtet überstrahl­t Thomas Muster immer noch alles, der Linkshände­r aus Leibnitz konnte 1995 in Paris als erster Österreich­er ein Grand-Slam-Turnier gewinnen, holte 44 Titel und stieg im Februar 1996 sogar zur Nummer eins der Weltrangli­ste auf.

Seit vier Monaten stellt RotWeiß-Rot mit Dominic Thiem (US Open) einen zweiten MajorChamp­ion im Einzel, bereits zuvor durften im Doppel Julian Knowle (US Open 2007), Jürgen Melzer (Wimbledon 2010, US Open 2011) und Oliver Marach (Australian Open 2018) jubeln. Melzer gelang sogar das Kunststück, 2011 zeitgleich im Einzel und Doppel den Top Ten anzugehöre­n.

Vor wenigen Wochen hat der Niederöste­rreicher seine Karriere beendet, Tennis aber bleibt auch in seinem neuen Lebensabsc­hnitt das zentrale Thema des 39-Jährigen. Zu Jahresbegi­nn trat Melzer sein Amt als Sportdirek­tor des Österreich­ischen Tennisverb­ands (ÖTV) an, übt dieses aber nicht primär am Schreibtis­ch aus. „Das Verhältnis ist eher 70:30, die meiste Zeit verbringe ich auf den Plätzen in der Südstadt“, sagt Melzer, der sein Know-how aus zwei Jahrzehnte­n Profitenni­s einbringt.

Gebündelte Kräfte

Noch vor Jahresende gab Melzer die Zusammenar­beit mit Barbara Haas, Österreich­s bester Dame, bekannt. Die Oberösterr­eicherin hat dafür ihren Trainingss­tützpunkt von Linz nach Maria Enzersdorf verlegt. Melzer steht täglich mit einer Vierergrup­pe Burschen (Jahrgang 2005) sowie Haas und der 18-jährigen Irina Dshandshga­va am Court. Zudem wird der Familienva­ter Haas bei fünf internatio­nalen Turnieren 2020 persönlich begleiten. Bei welchen Turnieren konkret steht noch nicht fest, „weil es noch nicht einmal einen Turnierkal­ender gibt“.

Neben Sportdirek­tor Melzer ist mit Daviscup-Kapitän Stefan Koubek kürzlich eine zweite führende ÖTV-Persönlich­keit ins CoachingGe­schäft eingestieg­en. Der Kärntner einigte sich mit Jurij Rodionov auf eine Zusammenar­beit von zehn Wochen im laufenden Jahr, der Weltrangli­sten-144. erhofft sich mit Ex-Top-20-Profi Koubek als Touringgco­ach entscheide­nde Fortschrit­te auf dem Weg Richtung Top 100. Die Trainer-Debüts waren nicht von Erfolg gekrönt, nachdem Haas und Rodionov in der ersten Runde der Australian­Open-Qualifikat­ion gescheiter­t waren, messbar wird ihre Arbeit aber frühestens ohnehin erst in einigen Wochen sein.

Sein tägliches Training absolviert Rodionov weiterhin in Traiskirch­en in der Better Tennis Academy von Wolfgang Thiem. Der Vater von Dominic Thiem hat sein Handwerk einst bei Günter Bresnik gelernt und betreut vor Ort neben seinem Sohn und Rodionov unter anderen auch Dennis Novak, Sebastian Ofner und Lucas Miedler. Damit sind die fünf besten Herren allesamt an einem Standort untergebra­cht. Zudem trainiert mit Marko Andrejic (17) einer der zwei aussichtsr­eichsten Jugendlich­en des Landes in Traiskirch­en. Der andere, der 18-jährige Lukas Neumayer aus Salzburg, hat sich im vergangene­n Jahr Thiem-Macher Bresnik angeschlos­sen.

Gritsch: Novak statt Djokovi´c

Ein prominente­r Österreich­er im Welttennis ist auch Gebhard Gritsch. Der Tiroler war viele Jahre für die Fitness von Superstar Novak Djokovic´ mitverantw­ortlich, mit ihm an seiner Seite gewann der Serbe etliche Grand Slams und wurde zur Nummer eins der Welt. Gegenwärti­g profitiert Dennis Novak von Gritschs Expertise. „Wir haben viel an meiner Beweglichk­eit und der Stabilität bei den Schlägen gearbeitet. Und er hat mir sehr viel über richtige Ernährung erzählt“, sagt Novak.

 ?? [ Barbara Gindl/picturedes­k.com ] ?? Schon im Daviscup ein Team: Rodionov (links) und Koubek.
[ Barbara Gindl/picturedes­k.com ] Schon im Daviscup ein Team: Rodionov (links) und Koubek.

Newspapers in German

Newspapers from Austria