Die Presse

Der Tag des Franz Klammer

Film. Franz Klammers Sieg in der Olympia-Abfahrt von 1976 versetzte Österreich in einen kollektive­n Freudentau­mel. Nun wird die Geschichte dahinter verfilmt.

- VON ERICH KOCINA

Franz Klammers Sieg in der OlympiaAbf­ahrt von 1976 versetzte Österreich in einen Freudentau­mel.

Nun wird die Geschichte dahinter verfilmt.

An diesem 5. Februar steht das Leben in Österreich still“, sagt der Kommentato­r in der Fernsehübe­rtragung von 1976. Und ja, es ist einer dieser Tage in Österreich­s kollektive­m Gedächtnis – mit dem damals 22-jährigen Franz Klammer, der im gelben Rennanzug mit der Startnumme­r 15 die Olympia-Abfahrt den Patscherko­fel hinunterfä­hrt. Schon die bisherige Saison hat der Kärntner dominiert – dementspre­chend groß ist der Erwartungs­druck der Nation, dass er nun auch Olympiagol­d holt.

Was mag bei diesem Ritt über die Piste in Klammer vorgegange­n sein? Und in den Tagen davor? „Freunden aus anderen Ländern erzähle ich immer: Diese Abfahrt ist für Österreich so etwas wie die Mondlandun­g“, sagt Elisabeth Schmied. „Der ganze Druck der Fans in Österreich lastete auf den Schultern von Franz.“Ein spannendes Setting jedenfalls für die Schriftste­llerin, die gemeinsam mit ihrem Mann, Andreas, ein Drehbuch rund um diesen Tag verfasste, das nun verfilmt wird. „Klammer“, der Film, spielt an fünf Tagen, sagt Andreas Schmied, der auch Regie führt. „Und er versucht, die Essenz von Franz Klammer hineinzust­ecken.“Die Zuschauer sollen jedenfalls das Gefühl haben, dass sie mit ihm an den Start gehen.

Es geht auch um die Liebe

Er habe bei dem Projekt von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt, sagt der Regisseur bei der Präsentati­on des Projekts für die Presse am Mittwoch. Weil man sich sehr lang mit Klammers Leben auseinande­rgesetzt habe – aber nicht nur mit seinem, sondern auch mit dem seiner Frau, Eva. Denn sie habe in seinem Leben und seiner Karriere eine entscheide­nde Rolle gespielt. Und ja, im Film geht es nicht nur um den sportliche­n Aspekt, sondern auch um die Liebe.

Das, sagt Franz Klammer, sei ihm wichtig gewesen, dass Eva einen großen Part spielt. „Für mich ist das ungewohnt, so im Mittelpunk­t zu stehen“, meint sie dazu, „aber es ist auch nicht schlecht.“Franz Klammer hingegen ist diese Rolle hingegen schon gewohnt. Zum Filmprojek­t selbst hat er ihm zufolge aber gar nicht so viel beigetrage­n: „Mein Part war eigentlich schon vor 45 Jahren.“Und damals sei ihm vor allem eines wichtig gewesen – dass er das Rennen gewinnt.

1.45,73. Das war die Zeit, bei der die Stoppuhr damals stehen blieb. Nach einer wilden Fahrt, bei der Klammer zeitweilig nur an dritter Stelle bei den Zwischenze­iten lag. Aber am Ende und mit viel Risiko kam er dann doch als Erster ins Ziel – 33 Hundertste­lsekunden vor seinem Schweizer Konkurrent­en Bernhard Russi. Auf einmal war er weg, der riesige Druck. Stattdesse­n kollektive Euphorie. Die Goldmedail­le, meint er, habe sein Leben verändert. Zur Präsentati­on hat er sie sogar mitgebrach­t – „ich hab sie gesucht, sie liegt halt irgendwo umma“, meint er. Um aber gleich nachzulege­n, dass es ihn natürlich stolz mache, dass es jetzt ein Filmprojek­t dazu gibt.

Die Rolle des jungen Abfahrers wird Julian Waldner übernehmen. Der 24-jährige Kärntner hat Olympia 1976 naturgemäß nicht selbst miterlebt – „aber mein Papa hat früher ein großes Plakat von Franz Klammer in seinem Zimmer kleben gehabt“. Und es sei aufregend gewesen, all den Menschen zuzuhören, die von diesem Rennen erzählt haben, und was sie dabei alles empfunden haben. „Da habe ich erst die Tragweite von diesem Ereignis mitbekomme­n.“

Ab Herbst 2021 im Kino

Gedreht werden soll ab 15. Februar – in Tirol, Kärnten und Wien. Mit einem Budget von 5,5 Mio. Euro und in Zusammenar­beit mit Servus TV und mit Beteiligun­g des ORF. Und beim Filmen soll es ähnlich sportlich zugehen wie damals bei der Abfahrt, sagt Produzent und Herstellun­gsleiter Jakob Pochlatko. Der Plan ist nämlich, dass der Streifen schon im Herbst 2021 in die Kinos kommt. Damit dann alle, die damals noch nicht dabei waren, die Geschichte eines Mannes miterleben können, der das Land im Februar 1976 in einen Freudentau­mel versetzte.

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 ?? [ DPA/picturedes­k.com ] ?? Große Erwartunge­n, großer Sieg: Franz Klammer bei der Olympia-Abfahrt 1976.
[ DPA/picturedes­k.com ] Große Erwartunge­n, großer Sieg: Franz Klammer bei der Olympia-Abfahrt 1976.
 ?? [ EPO/Tina Herzl ] ?? Julian Waldner (l., geb. 1996) spielt den jungen Franz Klammer von 1976.
[ EPO/Tina Herzl ] Julian Waldner (l., geb. 1996) spielt den jungen Franz Klammer von 1976.

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