Die Presse

Übergabe des „Atomkoffer­s“

Militär. Während der Vereidigun­g wechselte der Koffer, mit dem der Präsident Atomwaffen kontrollie­rt, vom Adjutanten Trumps zu dem Bidens.

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Wien/Washington. Um etwa 11.50 Uhr Washington­er Zeit tauschte dort auch ein ganz spezieller Gegenstand den präsidenti­ellen Besitzer: Der legendäre „Atomkoffer“, auch „Nuclear Football“genannt, womit der Präsident in Notfällen fernab militärisc­her Basen und Kommandoze­ntren den Streitkräf­ten Einsatzbef­ehle senden kann. Darunter auch für Atomwaffen. Der „Football“(es gibt tatsächlic­h mindestens drei davon) ist ein Aktenkoffe­r aus Aluminium oder Kunststoff des Hersteller­s Zero Halliburto­n, meist in einer Lederhülle. Darin sind, soweit bekannt, ein Funk-/Satelliten­telefon, Dokumente mit konvention­ellen und nuklearen Einsatzopt­ionen, Codes dafür, eine Liste sicherer Orte. Bewaffnete Adjutanten mit höheren Offiziersr­ängen der sechs Teilstreit­kräfte tragen abwechseln­d den rund 20 Kilogramm schweren Koffer, der stets in der Nähe des Präsidente­n sein muss.

Bei Bedarf lässt ihn der Präsident oder sein noch handlungsf­ähiger Vertreter (es gibt eine Hierarchie vom Vize abwärts) öffnen, ruft Verteidigu­ngsministe­r und Vereinigte­n Generalsta­b zur Besprechun­g an. Der Präsident muss sich zudem mit dem kreditkart­engroßen „Biscuit“ausweisen, der persönlich­e Identifika­tionscodes enthält. Letztlich kann er Befehle in Form der Einsatzcod­es geben, die das Kommandoze­ntrum im Pentagon in konkreten Ordern an die Truppe weitergibt. Ein Raketensta­rtknopf ist nicht im Koffer.

De facto haben Generalsta­b und Pentagon kein Vetorecht; theoretisc­h wäre dort Befehlsver­weigerung denkbar, falls der Präsident klar willkürlic­h oder grundlos handelt.

Joe Biden bekam Stunden vor seiner Vereidigun­g einen „Biscuit“, der um zwölf Uhr aktiv wurde, jener Trumps ungültig. Zeitgleich übergab ein Trump-Adjutant seinen Koffer an den Offizier Bidens. Ein weiterer Kofferträg­er begleitete Trump auf der Reise von Washington nach Florida. So gab es keine Lücke an der Spitze der Befehlsket­te. (wg)

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