Impfstoffe wirken auch bei Mutanten
Aufklärung. Der Impfexperte Herwig Kollaritsch bekräftigt Wirksamkeit und Sicherheit der Coronavirus-Impfstoffe. Ob Geimpfte weiterhin ansteckend sind, ist aber noch offen.
Wien. Es ist ein unermüdlicher Kampf, den der Infektiologe Herwig Kollaritsch derzeit führt: der Kampf für die Corona-Impfung, gegen Ressentiments und für die Fakten. Gemeinsam mit Wissenschaftlerkollegen rückte Kollaritsch, derzeit wohl Österreichs bekanntester Impfexperte, auch am Mittwoch aus, um die gängigsten Fragen zum Coronavirus-Impfstoff zu beantworten.
Gleich zu Beginn der vom Verein zur Förderung der Impfaufklärung organisierten Veranstaltung strich Kollaritsch die Sicherheit der bisher erhältlichen Impfstoffe hervor. Man habe bis dato bei kaum einer anderen Impfstoffentwicklung „ein derart umfassendes Datenmaterial“in den Phase-3-Studien gesammelt. Für die FSME-Impfung etwa sei nur an einem Zehntel der Probanden getestet worden. „Bei keiner anderen Impfung haben wir so gute Zahlen“, der Nutzen übersteige das Risiko von etwaigen Langzeitfolgen enorm. Und nicht nur die Zulassungsstudien, auch die Millionen von bereits Geimpften würden die gute Verträglichkeit der Impfung zeigen, sagt die Public-Health-Expertin Ursula Kunze: „Bei 42 Millionen Impfungen müsste schon etwas aufgefallen sein.“
Kunze betonte, dass sich sowohl Menschen mit chronischen Grunderkrankungen wie Diabetes als auch die allermeisten Allergiker impfen lassen können. Fälle, bei denen bei der ersten Teilimpfung eine allergische Reaktion vorkam, seien extrem selten, müssten aber natürlich genauer betrachtet werden.
Auch bei Kinderwunsch
An Schwangeren wurde die Impfung nicht gesondert getestet, weshalb sie für diese Gruppe nicht zugelassen sei. Allerdings wurden im Zuge der Studien einige Probandinnen schwanger, Schädigungen der Föten seien keine aufgetreten, sagte Kunze.
Unsicher seien auch viele Frauen, die eine Schwangerschaft planen. Hier seien abstruse Gerüchte von sechsmonatigen Wartefristen ab der Impfung im Umlauf, sagt IWF-Präsidentin und Pharmazeutin Christiane Körner. Das ließe sich klar verneinen, Frauen könnten auch kurz nach einer Impfung bedenkenlos schwanger werden. Kollaritsch bekräftigte: „Die Impfstoffe bleiben nicht im Körper, sondern werden blitzartig abgebaut.“
Ermutigend war dessen Einschätzung bezüglich der Wirksamkeit bei mutierten Covid-Varianten. „Bei 16 verschiedenen Mutationen hat der Pfizer/BiontechImpfstoff gewirkt“, darunter auch die britische Variante, schildert der Experte jüngste Testergebnisse. Natürlich könne man nicht für alle Mutanten sprechen, die brasilianische und die südafrikanische Variante waren bei den Tests nicht inkludiert. Dennoch ist Kollaritsch zuversichtlich: „Die Gesamteffektivität kann etwas absinken, aber dass die Impfstoffe von heute auf morgen unwirksam sind, kann ich mir nicht vorstellen. Ich gehe davon aus, dass sie tadellos wirken.“
Weiterhin unklar bleibt, ob Geimpfte weiterhin ansteckend seien. Erste Rückschlüsse gebe es aber bereits. Alles deute darauf hin, dass Geimpfte weniger lang und weniger stark infektiös sind, sagte Kollaritsch. (twi)