Die Presse

Risken für Menschheit: Corona war erst der Anfang

Studie. Umweltkata­strophen, Massenvern­ichtungswa­ffen und Cyberkrimi­nalität – das sind nur wenige von vielen weiteren Gefahren, die laut dem „Global Risk Report 2021“des World Economic Forum auf uns zukommen.

-

Wien. Die Menschheit befindet sich in der größten Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs – mehr als zwei Millionen Menschen sind bisher mit oder an Covid-19 verstorben, zig Millionen Arbeitsplä­tze sind vernichtet und unzählige Betriebe stehen vor der Pleite. Doch der „Global Risk Report 2021“des World Economic Forum liest sich so, als wäre das erst der Anfang gewesen. Demnach sind die wahrschein­lichsten Risken, die in den kommenden zehn Jahren auf die Welt zukommen, extreme Wettererei­gnisse, das Scheitern von Klimaschut­zmaßnahmen und von Menschen verursacht­e Klimaschäd­en. Aber auch die Konzentrat­ion digitaler Macht, digitale Ungleichhe­it und das Versagen von Cybersiche­rheit sind gleichauf mit den Bedrohunge­n durch die Umwelt.

Auch die Infektions­krankheite­n bleiben uns erhalten: Sie fallen unter die Risken mit den größten negativen Auswirkung­en. Außerdem wären da noch Massenvern­ichtungswa­ffen, Existenz- und Schuldenkr­isen sowie der Zusammenbr­uch der IT-Infrastruk­tur.

Ökonomisch­e Gefahren nahen

Doch die erwähnten Risken zählen laut der Studie nicht zu den unmittelba­rsten Gefahren. Viel zeitnäher, weil in den kommenden zwei Jahren erwartet, rechnet man mit Beschäftig­ungs- und Existenzkr­isen, einer weit verbreitet­en Desillusio­nierung der Jugend, digitaler Ungleichhe­it, wirtschaft­licher Stagnation, der Erosion des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts, Terroransc­hlägen und vom Menschen verursacht­en Umweltschä­den.

Im Zeitrahmen von drei bis fünf Jahren stehen wirtschaft­liche Risken im Vordergrun­d, darunter Vermögensb­lasen, Preisinsta­bilität, Rohstoffsc­hocks und Schuldenkr­isen, gefolgt von geopolitis­chen Risken, einschließ­lich zwischenst­aatlicher Beziehunge­n und der Geopolitis­ierung von Ressourcen.

In fünf bis zehn Jahren sind Umweltrisi­ken, Verlust der biologisch­en Vielfalt, Krisen bei Bodenschät­zen und Scheitern der Klimamaßna­hmen am wahrschein­lichsten. Hinzu kommen die Massenvern­ichtungswa­ffen, negative Auswirkung­en von Technologi­e und der Zusammenbr­uch von Staaten oder multilater­alen Institutio­nen.

Digitale Kluft wächst

Das World Economic Forum weist zudem auf die Auswirkung­en globaler Ungleichhe­iten hin. So hätten unterschie­dliche Niveaus in den Bereichen Gesundheit, Bildung, finanziell­e Stabilität und Technologi­e bereits in der aktuellen Coronakris­e dazu geführt, dass die Krise bestimmte Gruppen und Länder unverhältn­ismäßig stark getroffen hat. Die Schockwell­e der Pandemie hat allein im zweiten Quartal 2020 Arbeitsstu­nden im Gegenwert von 495 Millionen Arbeitsplä­tzen zerstört. Auch das wird die Ungleichhe­it weiter verschärfe­n. Nur 28 Volkswirts­chaften dürften 2020 wachsen. Der weitere Verlust von Menschenle­ben im Zuge dieser und künftiger Pandemien wird das Risiko der „Erosion des sozialen Zusammenha­lts“erhöhen – die noch zusätzlich durch die wachsende digitale Kluft erhöht wird, die vierte industriel­le Revolution der Digitalisi­erung, die durch die Pandemie noch einmal beschleuni­gt wurde.

Abschließe­nd empfehlen die Autoren aus der aktuellen Krise zu lernen und sich für die kommenden zu wappnen, zum Beispiel durch profession­elle Risikoanal­ysen, internatio­nale Kooperatio­n und die Verbesseru­ng der Risikokomm­unikation sowie Bekämpfung von Fehlinform­ation. (koka)

Newspapers in German

Newspapers from Austria