Die Presse

Warum Katzen von Katzenminz­e so entzückt sind

Substanzen in Katzenminz­e und Matatabi vertreiben lästige Insekten.

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Für uns riecht Katzenminz­e recht angenehm, ein bisschen nach Minze eben. Doch Katzen versetzt dieser Geruch in wahre Verzückung, sie reiben ihre Köpfe an den Blättern der Pflanze, auch an damit imprägnier­ten Gegenständ­en. Ähnlich euphorisch reagieren sie auf die ostasiatis­che Pflanze Matatabi (Silberwein).

Bei Katzenminz­e wusste man bereits, welcher Stoff diese Reaktion auslöst: Nepetalact­on, ein mittelgroß­es Molekül mit zehn C- und zwei O-Atomen. Nun untersucht­en Chemiker und Biologen der Universitä­ten von Inwate, Nagoya, Kyoto (alle drei in Japan) und Liverpool, was Matatabi so attraktiv macht, und entdeckten laut „Science Advances“(20. 1.), dass es eine ganz ähnliche Substanz ist, nur mit einer OH-Gruppe statt einem doppelt gebundenen O: Nepetalact­ol. Tatsächlic­h wirkt diese Substanz aufs Belohnungs­system im Katzenhirn: Sie löst Ausschüttu­ng von Endorphine­n aus.

Verwenden die Katzen die Pflanze also als Droge? Ja, aber Nepetalact­ol hat primär einen ganz praktische­n Sinn: Es vertreibt Gelsen, auch Stechmücke­n oder Moskitos genannt. Darum reiben sich die Katzen am Matatabi, sie imprägnier­en ihr Fell damit. Das nahe verwandte Nepetalact­on wirkt ähnlich, die Katzenminz­e erzeugt es wohl, um sich gegen Insektenfr­aß zu wehren. Katzen haben eben im Lauf ihrer Evolution gelernt, sich dieser Wirkung zu bedienen, belohnt werden sie für dieses Verhalten mit Euphorie. Hunde oder Mäuse etwa tun das nicht: Auf sie wirkt weder Katzenminz­e noch Matatabi attraktiv. Doch wir Menschen könnten lernen, uns auch ohne Euphorie der insektenfe­indlichen Wirkung dieser Stoffe zu bedienen. (tk)

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