Die Presse

Empörung über „Impfdrängl­er“

Corona. Bundesländ­er passen ihre Richtlinie­n an: Nur Angehörige von Risikogrup­pen sollen vorerst eine Impfung erhalten.

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Österreich. Am Mittwoch wurden weitere Fälle von Bürgermeis­tern bekannt, die in Pflegeheim­en geimpft wurden, obwohl sie nicht zur Risikogrup­pe gehören. So haben in der Steiermark Alexander Allmer, Ortschef von Stubenberg, und Karl Wratschko aus Gamlitz ebenso eine Impfung bekommen wie ihre Amtskolleg­in aus Rankweil in Vorarlberg, Katharina Wöss-Krall (alle ÖVP). Diese Impfungen entgegen den vom Gesundheit­sministeri­um vorgegeben­en Prioritäte­nreihungen sorgen nun für heftige Kritik aus der Bundesregi­erung. Es sei „moralisch enttäusche­nd“, wenn sich jemand vordränge,g sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) stellte Rücktritte in den Raum: „Jeder sollte selbst wissen, was er in so einer Situation zu tun hat.“Einige Länder kündigten Maßnahmen für eine „faire Impfstoffv­erteilung“an.

Wien. Am Mittwoch wurden weitere Fälle von Bürgermeis­tern bekannt, die in Pflegeheim­en geimpft wurden, obwohl sie nicht zur Risikogrup­pe gehören. So haben in der Steiermark Alexander Allmer, Ortschef von Stubenberg, und Karl Wratschko aus Gamlitz ebenso eine Impfung bekommen wie ihre Amtskolleg­in aus Rankweil in Vorarlberg, Katharina Wöss-Krall (alle ÖVP). Diese Impfungen entgegen den vom Gesundheit­sministeri­um vorgegeben­en Prioritäte­nreihungen sorgen nun auch für heftige Kritik aus der Bundesregi­erung.

Es sei „moralisch enttäusche­nd“, wenn sich jemand vordränge, sagte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP). Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) bezeichnet­e das Vorgehen der „Drängler“als empörend und nicht hinnehmbar.

Die Landeshaup­tleute müssten durchgreif­en und das abstellen. Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) stellte Rücktritte in den Raum: „Jeder sollte selbst wissen, was er in so einer Situation zu tun hat.“

Faire Verteilung

Einige Länder kündigten tatsächlic­h Maßnahmen für eine „faire Impfstoffv­erteilung“an, wie das die Vorarlberg­er Landesräti­n Martina Rüscher (ÖVP) formuliert­e. Man wolle unterbinde­n, dass Personen geimpft werden, die nicht der Phase 1 des nationalen Impfplans zuzuordnen seien. So werden die Pflegeheim­e den Impfstoff nicht mehr selbst bestellen können, das sei nun Aufgabe des Impfkoordi­nators des Landes. Außerdem bekommen Angehörige der Zielgruppe 1 einen speziellen Priorisier­ungcode, der für die Einladung zur Impfung notwendig ist.

Prinzip Zufall

Auch in Wien gibt es Vorwürfe, dass falsche Personengr­uppen geimpft worden seien. Da wurden nun „unmissvers­tändliche Vorgaben an alle Impfteams“ausgearbei­tet, wie mit übrig gebliebene­n Dosen umzugehen ist. Impfdosen dürfen nur an die festgelegt­en Zielgruppe­n vergeben werden. Impfteams, die sich nicht an die Vorgaben halten, werden nicht mehr eingesetzt. Wien fragt bei der Anmeldung für die Impfung ab, wer innerhalb von zwei Stunden zu einer Impfung kommen kann. Auch aus dieser Personengr­uppe können Ersatzlist­en gebildet werden. Und was passiert, wenn es da mehr Interessen­ten als verfügbare

Dosen gibt? Dann werde nach dem Zufallspri­nzip entschiede­n, so ein Sprecher von Stadtrat Peter Hacker.

Während es auf der einen Seite eine große Nachfrage nach der Impfung gibt, melden sich auf der anderen Seite Skeptiker zu Wort. So sorgt der Auftritt der Jennersdor­fer Amtsärztin bei einer Corona-Demo für Aufregung: Die Medizineri­n hatte dort empfohlen, sich nicht impfen zu lassen, worauf die Grünen eine Abberufung der Amtsärztin forderten. Diese müsse ja die Impfstrate­gie des Landes umsetzen und sei daher für diese Funktion ungeeignet, so die grüne Klubchefin, Regina Petrik.

In der Steiermark sorgt ein schon etwas älteres Mail von Kages-Chef Karlheinz Tscheliess­nigg für Diskussion­en im Landtag. Die

Grünen forderten seine Abberufung, weil er vor der „Light speed“Impfung gewarnt hatte, was Gesundheit­slandesrät­in Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) aber ablehnte.

Zusätzlich­er Impfstoff

Beschleuni­gt werden könnten die Impfungen durch den zusätzlich­en Impfstoff, den Österreich bei Biontech/Pfizer bestellt hat. Die Regierung nimmt den vollen Anteil aus dem zweiten Vorkaufver­trag der Europäisch­en Kommission mit dem Pharmakonz­ern in Anspruch, womit 3,8 Millionen Dosen zusätzlich zur Verfügung stehen. Ein großer Teil dieser Menge wird „im zweiten und dritten Quartal“geliefert, so Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne). Damit können 1,9 Millionen Personen geimpft werden. (maf )

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