Die Presse

Corona-Hilfen: Was wurde abgeholt?

Zig Milliarden-Hilfen wurden versproche­n. Was wurde in Anspruch genommen? Wie viel ist noch in den Hilfstöpfe­n? Zu Milliarden an Mehrausgab­en kommen auch Milliarden an Mindereinn­ahmen, die große Löcher ins Budget reißen.

- N ANNA THALHAMMER

Wien. Solang die Impfung noch nicht als Schutzschi­ld greift, wird die Wirtschaft Hilfssprit­zen brauchen. Eine echte Entspannun­g ist vor dem Sommer nicht zu erwarten – die Konkurse werden erst anrollen. Wirtschaft­streibende stöhnen und rufen ebenso nach mehr und rascheren Staatshilf­en wie Hunderttau­sende Menschen ohne Jobs und Aufträge. Wie viel der Staat schon ausgeschüt­tet hat und was noch an Hilfen budgetiert ist.

wirtschaft

Österreich befindet sich nun schon fast drei Monate im Mehr-oderwenige­r- Lockdown. Das geht ins Geld, denn die Regierung hat hohe Umsatzersä­tze zugesagt. Bisher wurden 2,4 Milliarden Euro an Unternehme­n überwiesen, davon allein 1,87 Milliarden Euro im November. Der Dezember ist noch nicht ganz abgerechne­t. Vom Lockdown indirekt betroffene Betriebe wie etwa Zulieferer bekamen bisher keine Hilfen. Sie sollen ab Ende Jänner nun auch Anträge stellen können.

Der größte Topf für in Not geratene Klein- und Kleinstunt­ernehmer ist der sogenannte Härtefallf­onds. Er ist mit rund zwei Milliarden Euro dotiert. Rund die Hälfte wurde bisher ausbezahlt.

Die Regierung präsentier­te die Investitio­nsprämie stolz. Sie soll vor allem jene Unternehme­n fördern, die Geld in umweltscho­nende Maßnahmen stecken. Zwei Milliarden wurden vorgesehen, abgerufen wurden aber erst fünf Millionen Euro.

Für Non-Profit-Organisati­onen gibt es einen Topf mit 700 Millionen Euro, etwas mehr als 170 Millionen wurden beanspruch­t.

Unternehme­n haben die Möglichkei­t, einen Fixkostenz­uschuss zu beantragen. Rund 500 Millionen Euro wurden ausgegeben.

Weiters hat der Staat Garantien in der Höhe von 6,9 Milliarden Euro abgegeben.

Wer die Coronahilf­en aus Steuergeld bekommt, ist übrigens intranspar­ent. Auskunft wird mit Hinweis auf zu wahrende Geschäftsi­nteressen verweigert.

Arbeit und soziales

Die wichtigste Maßnahme gegen Arbeitslos­igkeit ist die Kurzarbeit. Das aktuelle Modell läuft noch bis Ende März, dann müssen die Sozialpart­ner mit dem neuen Arbeitsmin­ister Martin Kocher neu verhandeln. Prinzipiel­l ist der nicht nur begeistert von dem Instrument. Zwölf Milliarden wurden bisher budgetiert, Hilfen in der Höhe von 10,2 Milliarden wurden bereits zugesicher­t und ungefähr zur Hälfte auch ausbezahlt.

Der Familienhä­rteausglei­ch wurde mit 130 Millionen Euro budgetiert – und ungefähr genauso viel wurde auch beantragt und 2020 ausgeschöp­ft. Für 2021 wurde der Fonds mit weiteren 50 Millionen Euro befüllt.

Die Mindestsic­herung wurde einmalig erhöht, dafür wurden 13 Millionen Euro ausgegeben. Während sich die Grünen für eine dauerhafte Erhöhung des Arbeitslos­engeldes während der Krise ausspreche­n, ist die ÖVP dafür noch nicht zu erwärmen.

Kunst und Kultur

Auch Kunst und Kultur müssen seit Monaten herbe Rückschläg­e einstecken. Die Überbrücku­ngsfinanzi­erung für selbststän­dige Künstler wurde mit 90 Millionen Euro dotiert, das wurde 2020 ausgeschöp­ft – der Topf wird nun um weitere zig Millionen aufgestock­t. Auch der Künstlerso­zialversic­herungsfon­ds, der mit zehn Millionen Euro angesetzt wurde, wird fortgeführ­t und aufgestock­t.

steuern und schulden

Zu den Milliarden-Ausgaben kommen außerdem weitere zig Milliarden weniger Einnahmen. Einerseits sind Steuererle­ichterunge­n oder Stundungen ebenfalls Hilfen, weil Belastunge­n gesenkt werden. Den Bürgern wurden so einstweile­n und dauerhaft 6,3 Milliarden Euro erlassen. Die Senkung der Einkommens­teuervorau­szahlung wurde in rund 240.000 Fällen genehmigt – rund 1,2 Milliarden Euro. Die KöSt wurde in etwa 40.000 Fällen herabgeset­zt – 2,76 Milliarden Euro. Erste Schritte der Steuerrefo­rm inklusive Steuererle­ichterunge­n brachten 1,7 Milliarden Euro Erleichter­ung.

Geld, das nachgelass­en wird – oder am Ende des Tages gar nicht mehr eingebrach­t werden kann, fehlt in anderen Kassen. So hat etwa die Österreich­ische Gesundheit­skasse mittlerwei­le ein Loch von 200 Millionen Euro.

Dem Staat sind die Einnahmen aus Einkommen- und Vermögenss­teuern zum Vergleichs­zeitraum des Vorjahres (Jänner bis November) um 15,4 Prozent eingebroch­en – minus 6,5 Milliarden. Die hohe Arbeitslos­igkeit von November und Dezember ist nicht eingerechn­et. Die Verbrauchs- und Verkehrsst­euern sind um 8,1 Prozent gesunken: Ein Minus von 3,5 Milliarden. Bei den öffentlich­en Abgaben ist ein Minus von knapp zehn Milliarden zu verzeichne­n. Dementspre­chend bekommen auch Länder und Gemeinden weniger Geld aus dem Finanzausg­leich.

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