10 Jahre Kabarett im Tanzsaal
Jubiläum. Vor zehn Jahren haben Andreas Fuderer und Fritz Aumayr den Stadtsaal eröffnet. Auf die Coronapause soll ein dicht bespielter Sommer folgen.
Gute Geschichten können auch bei einer F.X. Mayr-Fastenkur beginnen. So wie jene des Stadtsaals. Dass dieser ehemalige Ballsaal für kulturelle Zwecke reaktiviert wurde, ist auch der Entschlackungskur von Fritz Aumayr zu verdanken. Denn bei ebendieser traf Aumayr einen alten Freund, dem er von seiner mühseligen Suche nach einer größeren Kabarettbühne in guter Lage erzählte.
Und da fiel dem alten Bekannten der Saal bei ihm im Haus auf der Mariahilfer Straße ein, der zu dieser Zeit dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) als Großraumbüro diente. „Nimm doch den“, meinte er, und genau das taten Aumayr und sein Geschäftspartner Andreas Fuderer: Der VKI konnte leicht zum Umzug in die Räumlichkeiten nebenan überredet werden.
Und auch wenn beide StadtsaalHerren – Aumayr hat einst die „Kulisse“gegründet und viele Jahre das „Vindobona“geführt, Fuderer ist nach wie vor auch Chef des „Kabarett Niedermair“– einschlägige Erfahrung mitgebracht haben, „haben wir uns damals mitten im Umbau schon gefragt, ob wir nicht deppert sind,“sagt Aumayr. „Wir wussten ja nicht, wie da ausgehen wird.“
Nun, zum zehnten Geburtstag (der coronabedingt natürlich nicht gefeiert wird) darf man sagen: Ziemlich gut ist es ausgegangen. Nach wenigen Monaten Umbauzeit wurde im Jänner 2011 eröffnet: Bis halb zwei Uhr früh standen am Eröffnungsabend, moderiert von Josef Hader, zahlreiche Kabarettisten von Alfred Dorfer bis Thomas Stipsits auf der Bühne. Schnell hat sich der
Stadtsaal seither zu einer wichtigen Adresse in Sachen Kabarett in Wien entwickelt. „Wir hatten äußerst schöne zehn Jahre, die Stimmung war super, es gab interessante Gespräche“und – nach den Auftritten auch „viele Abstürze“im Stadtsaal-Lokal.
Ehe das Globe in Simmering mit 1400 Sitzplätzen eröffnete, war der Stadtsaal mit 422 Sitzplätzen Wiens größte Kabarettbühne, auf der Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum auftreten. Denn ja, sagt Andreas Fuderer, der deutsche Humor funktioniere auch in Wien. „Die deutsche Kabarettszene ist überhaupt sehr stark, in einer Qualität, über die ich erstaunt war.“
In seinen zehn Jahren haben im Stadtsaal aber auch fast alle heimischen Kabarettisten gastiert. „Es gibt niemanden“, sagt Aumayr, „der hier nicht spielt.“Doch einen, sagt Fuderer, „aber den verraten wir nicht“.
Ursprünglich wollten die beiden im Stadtsaal auch eine AlternativeRock-Schiene etablieren, allerdings plagte der laute Bass auch nach aufgerüsteten Lärmschutzmaßnahmen die
Nachbarn zu sehr. Weshalb man auf Akustikkonzerte umgestiegen ist, die vielleicht ohnehin besser hierher passen. „Das moderne Wienerlied“, sagt Aumayr, „hat einen satirischen Touch, da ist die Verbindung zum Kabarett durchaus gegeben.“
Neue Klimaanlage
Wann im Stadtsaal wieder gespielt werden darf, ist unklar. Ab März ist der Spielplan jedenfalls – von Thomas Maurer bis Lukas Resetarits, von Andreas Vitasek´ bis Lisa Eckhart – voll. Theoretisch. Was praktisch wann erlaubt sein wird und unter welchen Auflagen, ist offen. Wie wird das Reintesten funktionieren? Wird die abendliche Augangssperre dann aufgehoben oder dürfen Vorstellungen nur am späten Nachmittag stattfinden? Gelten dann auch im Theater zwei Meter Abstand? Und müssen FFP2-Masken getragen werden? „Das sind viele Hürden“, sagt Fuderer. „Man muss auch ans Publikum denken. Wann fühlen sich Besucher noch wohl?“
Geplant ist jedenfalls, dass – wie im Vorjahr – die sonstige Sommerpause ausfällt und abgesagte Vorstellungen im Juli und August nachgeholt werden. Dafür werden derzeit eine Klimaanlage und ein neues Lüftungssystem installiert.
Der Stadtsaal selbst ist dank Kurzarbeit und staatlicher Hilfen gut durch das Coronajahr gekommen. Es war das erste Mal, dass Aumayr und Fuderer Fördergelder annehmen mussten. Für die Hilfe sind die beiden sehr dankbar, „aber wir hoffen, dass wir so bald wie möglich wieder ohne öffentliche Gelder auskommen“, sagt Fuderer. „Eine Freude habe ich erst, wenn ich mir das Geld selbst verdiene.“