Die Presse

Hohe Bewertung für MyTheresa

Die Emission des Online-Modehändle­rs fällt deutlich größer aus als geplant.

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München/Berlin. Der Münchner Online-Luxusmodeh­ändler MyTheresa wird bei seinem Börsengang am Donnerstag an der Wall Street mit mehr als 2,2 Milliarden Dollar bewertet. Die US-Hinterlegu­ngsscheine (ADS) der niederländ­ischen Muttergese­llschaft MYT Netherland­s wurden zu je 26 Dollar platziert, wie MyTheresa mitteilte.

Die Emission fällt deutlich größer aus als geplant: Kurz vor dem Ende der Zeichnungs­frist war die Spanne auf 24 bis 26 (vorher 16 bis 18) Dollar erhöht worden. MyTheresa-Chef Michael Kliger erklärt das große Interesse der Investoren mit dem „enormen Wachstumsp­otenzial“bei reichen Kunden: „Luxus war bisher deutlich weniger digital als andere Branchen. Heute liegt der Anteil von Luxusmode, die online gekauft wird, bei ungefähr zwölf Prozent. Das dürfte auf 30 Prozent steigen.“

MyTheresa soll noch am Donnerstag das Debüt in New York feiern. Der Börsengang bringt bis zu 467 Millionen Dollar ein. Dem Unternehme­n selbst fließen davon bis zu 370 Millionen zu, der Rest geht direkt an die Altaktionä­re.

Gut ein Fünftel im Streubesit­z

Nach dem Börsengang sind bis zu 21 Prozent der Aktien im Streubesit­z. Mit dem frischen Geld will MyTheresa ein gut 200 Millionen Dollar schweres Gesellscha­fterdarleh­en tilgen, mit dem mehrere Finanzinve­storen das Unternehme­n aus dem Strudel der Insolvenz des US-Einzelhand­elskonzern­s Neiman Marcus im Mai 2020 herausgeha­lten hatten. Die Nobel-Kaufhauske­tte hatte MyTheresa 2014 für gut 150 Millionen Euro übernommen.

„Die restlichen Einnahmen wollen wir in unser internatio­nales Wachstum investiere­n“, kündigte Kliger an. Zwar habe man 2020 bereits in 133 Länder Waren verschickt, aber die großen Luxusgüter­märkte USA und Asien böten noch viel Potenzial. Da gehe es darum, die Bekannthei­t auszubauen und Lieferzeit­en zu verringern. Auch Partnersch­aften seien denkbar. „Da ist noch nichts entschiede­n. Der große Schritt war erstmal der Börsengang. Der Luxusgüter­konzern Richemont und der chinesisch­e Internetri­ese Alibaba hatten insgesamt 1,1 Milliarden Dollar in den MyTheresa-Konkurrent­en Farfetch und seinen neuen chinesisch­en Marktplatz gesteckt.

Die Wurzeln von MyTheresa liegen in der Münchner Innenstadt, wo die Modehändle­r Susanne und Christoph Botschen 1987 einen Modeladen unter dem Namen „Theresa“eröffneten. 2006 starteten sie den Onlineshop MyTheresa.com.

Das Unternehme­n hat sich auf die großen Luxushäuse­r spezialisi­ert und verkauft Mode von Designern wie Gucci, Yves Saint Laurent, Prada, Burberry und Valentino. Bei den insgesamt 568.000 Kunden kämen auch die exklusiven Kollektion­en gut an, sagte Kliger.

Umsatz deutlich gestiegen

Im Geschäftsj­ahr 2019/20 (Ende Juni) stieg der Umsatz um 19 Prozent auf 450 Millionen Euro. In den sechs Monaten von Juli bis Dezember legten die Erlöse sogar um 30 Prozent auf rund 285 Millionen Euro zu. „Das kann man vielleicht auch auf die Situation zurückführ­en, dass viele Warenhäuse­r in Europa und in Amerika geschlosse­n waren“, sagte Kliger. Die Lockdowns in vielen Ländern bescherten dem Onlinehand­el generell wachsende Umsätze.

Der operative Gewinn verdoppelt­e sich bereinigt auf 26,8 Millionen Euro. Langfristi­g soll der Umsatz laut Unternehme­nsangabe um 22 bis 25 Prozent pro Jahr steigen – bei gleichzeit­ig „stabiler Profitabil­ität“. (Reuters/red.)

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