Die Presse

Weicheier und Kalte Krieger

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Auf dem Heldenfrie­dhof in Arlington standen sich Mitglieder eines hochexklus­iven Klubs, die selten zusammenko­mmen, die Beine in den Bauch. Drei Ex-Präsidente­n harrten in strammer Haltung und dick vermummt an der Seite ihrer First Ladies des Neuen im Weißen Haus, des Veteranen in der Runde. Vom Potomac River wehte eine eisige Brise herüber, die die Sternenban­ner wie bei einer nordkorean­ischen Choreograf­ie unter der Regie Kims flattern ließ.

Unter den Vorgängern hatten sich manche bei der Inaugurati­on einen Schnupfen geholt – und einer sollte sich davon nicht mehr erholen. Vor derlei Ungemach war der im Unfrieden geschieden­e ExPräsiden­t gefeit. Unter den Klängen von „My Way“war er in den „Sunshine State“Florida entflohen, wo er sich mental auf das neue Dasein als Privatier, Golfer und Hobby-Kommentato­r einstellte.

Im fernen Russland verfolgte derweil der Kreml-Zar seinen Abgang, womöglich aus dem Pseudo-Versailles am Schwarzen Meer, mit Spa und Eishalle protziger als dessen Mar-a-Lago. Nie und nimmer wäre ihm ein Schicksal wie seinem Möchtegern-Freund widerfahre­n. Die Wahl manipulier­t oder annulliert, die Gegner weggesperr­t – von Putin lernen heißt siegen lernen. Diese Amerikaner, nichts als Weicheier. Zur Abhärtung stürzte sich der Kalte Krieger in ein Eisbad, samt Krimsekt zur Feier des Tages. (vier)

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