Die Presse

Biden stößt mit Reform-Offensive auf ersten Widerstand

USA. Präsident Biden will den Abrüstungs­vertrag mit Russland verlängern und illegale Immigrante­n im Land belassen. Gegenwind ist garantiert.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

New York. Nach ihrem Blitzstart mit der Unterzeich­nung von 17 Dekreten hat die neue Biden-Regierung eine Reihe weiterer Vorhaben präsentier­t, die für Diskussion­en sorgen werden. Zustimmung erhält Joe Biden aus Russland für seinen Vorstoß, einen Abrüstungs­vertrag zu verlängern. Kritik sollte es am Freitag aus Kanada setzen, Premiermin­ister Justin Trudeau ist über den angekündig­ten Baustopp der Pipeline Keystone XL verärgert. In Washington mobilisier­ten die Republikan­er gegen Bidens geplante Lockerunge­n bei der Einwanderu­ng.

Abrüstung

Bidens Sprecherin Jen Psaki bekräftigt­e das Verspreche­n, wonach Biden den auslaufend­en New Start-Abrüstungs­vertrag mit Russland verlängern will. Der 2010 zwischen den USA und Moskau beschlosse­ne und 2011 in Kraft getretene Pakt begrenzt die Anzahl strategisc­her Nuklearwaf­fen fest. Er wurde für zehn Jahre bis zum 5. Februar 2021 geschlosse­n, mit der Option einer Verlängeru­ng um fünf Jahre. Donald Trump kündigte im Vorjahr den Ausstieg der USA an. Der Ex-Präsidente­n drängte auf eine Einbindung der aufstreben­den Atommacht China, Peking weigerte sich jedoch.

Die Verlängeru­ng von New Start ist umstritten, zumal die USA auch aus dem separaten INF-Vertrag ausstiegen, nachdem Moskau diese Vereinbaru­ng zur Vernichtun­g von Flugkörper­n mit kürzerer Reichweite gebrochen hatte. Victoria Nuland, von Biden als dritthöchs­te Beamtin ins Außenminis­terium bestellt, sagte vergangene­s Jahr, dass Washington den New

Start-Vertrag nicht verlängern sollte, ohne Russlands Investment in nukleare Kurz- und Mittelstre­ckenrakete­n zu adressiere­n.”

Coronahilf­e

Biden wies das Landwirtsc­haftsminis­terium an, die Zulagen für Essensausg­aben für bedürftige Familien mit Kindern zu erhöhen. Außerdem sollen Ersatzzahl­ungen an Familien, die durch die Schulschli­eßungen kein freies Mittagesse­n mehr bekommen, erhöht werden. Die Direktiven sind auch in der republikan­ischen Partei wenig umstritten, die Ersatzzahl­ungen sollen sich in etwa auf 50 Dollar pro Kind pro Monat belaufen.

Gegenwind kommt auf Biden bei zwei weiteren Vorha

ben zu. Das Stimuluspa­ket zur Bekämpfung der Folgen des Coronaviru­s in Höhe von 1,9 Billionen Dollar wird von den Konservati­ven als zu hoch erachtet. Konkret kritisiere­n führende Republikan­er Zahlungen an hoch verschulde­te Bundesstaa­ten sowie das zusätzlich­e wöchentlic­he Arbeitslos­engeld von 400 Dollar. Zudem will Biden den Mindestloh­n US-weit auf 15 Dollar pro Stunde verdoppeln. In einer ersten Direktive wies er alle Bundesbehö­rden an, Aufträge nur an Firmen zu vergeben, die diese Voraussetz­ung erfüllen.

Immigratio­n

Beim Thema Einwanderu­ng ist der Widerstand gegen Biden groß, es dürfte zu einem Showdown im Senat kommen. Der neue Präsident will jenen Immigrante­n, die als Kinder illegal in die USA kamen, den Weg zur Staatsbürg­erschaft ebnen. Dazu braucht Biden Teile der Republikan­er, im Senat ist eine Supermehrh­eit von 60 der 100 Stimmen nötig. Bidens Plan habe keine Chance, Gesetz zu werden, sagte Lindsey Graham. Der republikan­ische Senator aus South Carolina, den Biden als „Freund“bezeichnet, brandmarkt­e den Vorschlag als „zu weit links“. Marco Rubio, der Senator aus Florida, erklärte wiederum, dass er mit der neuen Regierung kooperiere­n wolle, eine „umfassende Amnestie für alle, die illegal im Land sind, jedoch ausgeschlo­ssen ist“.

Kooperatio­n

Die Rückkehr der USA an den internatio­nalen Verhandlun­gstisch ist eines der Ziele von Biden. Dabei will er sich auf die Demokratie­n stützen, gemeinsam sollen Allianzen im Kampf gegen Russland und China geschmiede­t werden. Mit dem Wiedereins­tieg in das Klimaabkom­men von Paris sowie der US-Rückkehr in die Weltgesund­heitsorgan­isation setzte der Präsident zwei klare Zeichen.

Am Freitag stand ein Telefonat mit Kanadas Justin Trudeau an, reibungslo­s sollte es nicht verlaufen. Trudeau zeigte sich enttäuscht, dass die USA den Bau von Keystone XL stoppen wollen. Die Pipeline sollte Öl von Kanada nach Texas bringen und laut Trudeau Zehntausen­de Arbeitsplä­tze schaffen. Auch im ersten Telefonat Bidens mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel wird eine Pipeline ein Thema sein. Merkel will die USSanktion­en gegen Betreiber der russisch-deutschen Pipeline Nord Stream 2 diskutiere­n.

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Das Oval Office, das Machtzentr­um im Weißen Haus, wird am Wochenende nicht leer bleiben. Die B
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[ Reuters ] Biden-Regierung legt im Krisenmodu­s ein scharfes Tempo vor.

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