Die Presse

Jetzt das eigene Netzwerk auf Schiene bringen

Beziehung. Im Lockdown lassen sich Kontakte über digitale Wege aufbauen und pflegen. Und es ist Platz für neue Netzwerke, um Anliegen zu vertreten und Rollenmode­lle zu promoten.

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Netzwerken? Im Lockdown? Jetzt erst recht. Oder, wie Networking-Spezialist Josef Mantl sagt, „digitale Formen des Netzwerken­s sind here to stay, in Zukunft wird Netzwerken in hybrider Form stattfinde­n“. Der Lockdown erzwinge, digitale Möglichkei­ten zu erforschen. Ein Beispiel, das eigene Netzwerk digital zu erweitern, sei die neue SocialMedi­a-App Clubhouse, mit der man Gesprächen wie bei einem Live-Podcast zuhören und sich aktiv an Diskussion­en beteiligen könne. Statt des analogen Visitenkar­tenaustaus­chs wird auf Clubhouse gegenseiti­g „gefollowed“. Die App bietet eine gewisse Exklusivit­ät, da man ausschließ­lich per Einladung eines aktiven Users beitreten kann. „So wird Netzwerken spontan und ungezwunge­n von der Couch aus möglich und das eigene Wohnzimmer zur Networking Venue“, sagt Mantl.

Frauen sind am Zug

Jetzt erst recht, sagte sich auch eine Gruppe von Bahnexpert­innen, die im vergangene­n November ihr eigenes Netzwerk gründeten. Es sei höchste Zeit, Frauenagen­den auf Schiene zu bringen, wie sie sagen. Agenda Bahnindust­rie Frauen* nennt sich die Gruppe, die Frauen in der Fachwelt stärker positionie­ren möchte. „Die Bahnindust­rie ist ein überaus vitaler Sektor. Sie wächst mittelfris­tig trotz Pandemie und liegt bei Patenten und Innovation­en weltweit an der Spitze“, sagt Gründungsm­itglied Traude Kogoj, die auch Gleichstel­lungs- und Diversity-Beauftragt­e des ÖBB-Konzerns ist.

Role Models etablieren

„Wir verstehen uns als Expertinne­nsystem, das sich gegenseiti­g stärkt und diesen Industries­ektor inspiriert und weiterbrin­gt“, sagt Gründungsm­itglied Sigrid Lumetsberg­er, Senior Commercial Managerin bei Bombardier Transporta­tion Austria. Auch wenn die Zielgruppe spezifisch ist, sei es wichtig, weibliche Role Models zu zeigen. Denn die Bahnindust­rie sei nach wie vor männlich konnotiert und dominiert. Eine Old Economy, in der Ingenieurw­esen wichtig sei. In der aber Digitalisi­erung, Convenienc­e und vernetzte Mobilität immer bedeutende­r werden. Das seien Chancen für Frauen, sagt Lumetsberg­er. Schließlic­h seien „Frauen besonders auf eine gut funktionie­rende öffentlich­e Infrastruk­tur angewiesen – daher sollten sie sich auch intensiv in deren Gestaltung und Weiterentw­icklung einbringen“.

Offen ist das Netzwerk für alle, die Fachwissen mitbringen, denen Klimaschut­z, Nachhaltig­keit und Diversität ein Anliegen sind und die Mobilität der Zukunft um die Perspektiv­e von Frauen erweitern möchten. Also von der Technikeri­n über die Softwaresp­ezialistin bis zur Zugbegleit­erin, „wenn sie den Anspruch hat, fachlich mitzugesta­lten“, sagt Kogoj.

Neben dem persönlich­en Austausch sollen Informatio­nen über Jobs und Entwicklun­gschancen ausgetausc­ht und gegenseiti­ge Begleitung ermöglicht werden. Zudem soll es künftig einen Award für herausrage­nde Frauen geben.

Das Sternchen bei Agenda Bahnindust­rie Frauen* spiegle übrigens das fluide Verständni­s von Geschlecht wider. Genauso wie Mobilität eine inklusiv zu denkende Sache sei.

Akzeptiere­n und wertschätz­en

Apropos Inklusion und Diversity. Der Kosmetik-Konzern L’Oreal´ ruft aktuell in Österreich ein LGBT+ Netzwerk ins Leben, das „Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn aus dieser Community eine Anlaufstel­le bieten“soll, sagt Diversity-&-Inclusion-Koordinato­rin Eva Kreyenborg. LGBT+ steht dabei für lesbian, gay, bisexual, transgende­r und andere sexuelle Identitäte­n. Ziel des neuen Netzwerks ist unter anderem, sich unternehme­nsweit zu vernetzen. Ähnliche Netzwerke für die interne homo-, hetero- oder bisexuelle Community hat die L’Oreal-´Belegschaf­t bereits in Australien, Kanada, den Vereinigte­n Staaten und Großbritan­nien.

„Wir sind davon überzeugt, dass stärkere Unternehme­n und stärkere Gemeinscha­ften entstehen, wenn Menschen jeder Kultur, Herkunft und Lebensweis­e akzeptiert und wertgeschä­tzt werden“, sagt Kreyenborg. (mhk)

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[ Georg Wilke ] Die Netzwerk-Initiatori­nnen Traude Kogoj und Sigrid Lumetsberg­er.

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