Die Presse

Vandalismu­s schockt die Niederländ­er

Gewaltorgi­en in Städten gegen Corona-Ausgangssp­erre.

- Von unserem Korrespond­enten HELMUT HETZEL

Den Haag. Ausgebrann­te Autowracks, geplündert­e Supermärkt­e, demolierte Fahrräder, eingeschla­gene Fenstersch­eiben, die Reste von Feuerwerks­körpern in vielen Straßen. Diese Bilder bekamen viele Niederländ­er am Montagmorg­en in Eindhoven, Amsterdam, Den Haag, Almelo, Tilburg und anderen Städten zu Gesicht. Zahlreiche Bürgermeis­ter hatten am Sonntag den Notstand ausgerufen, nachdem die Proteste gegen die coronabedi­ngten Ausgangssp­erren eskaliert waren.

In Eindhoven musste nach Straßensch­lachten zwischen den „Corona-Vandalen“und der Polizei der Zugverkehr eingestell­t werden, der Bürgermeis­ter konstatier­te bürgerkrie­gsähnliche Szenen. In Enschede wollten gewalttäti­ge Demonstran­ten die Uni-Klinik stürmen, sie beschossen sie mit Steinen und Feuerwerks­körpern.

„Kriminelle Gewalt“

Die Polizei nahm mehr als 130 Menschen fest. Sie sprach von den schlimmste­n Krawallen seit 40 Jahren und rechnet mit weiteren Unruhen. Nachdem die Regierung ab Samstagabe­nd eine Ausgangssp­erre verhängt hatte, verabredet­en sich Corona-Leugner, FußballHoo­ligans und Neonazis via soziale Medien zu Protestakt­ionen.

Premier Mark Rutte verurteilt­e die gewalttäti­gen Ausschreit­ungen scharf. „Die Proteste haben nichts mit einem Kampf um Freiheit zu tun. Das ist kriminelle Gewalt.“Gesundheit­sminister Hugo de Jonge sagte, die Brandstift­er hätten alle Grenzen überschrit­ten. Gert-Jan Segers, Vorsitzend­er der mitregiere­nden Christen-Union, kritisiert­e die Vergleiche zwischen der heutigen Ausgangssp­erre im Kampf gegen die Corona-Pandemie mit den Ausgangssp­erren während der Besetzung im Zweiten Weltkrieg durch das NS-Regime. Die Niederland­e verzeichne­ten bisher eine Million Infizierte und 13.500 Tote.

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