Die Presse

Spaltet Trump die Republikan­er?

USA. Nach der Übermittlu­ng an den Senat beginnt das Impeachmen­t in zwei Wochen – und soll nur wenige Tage dauern.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

New York. Seit seinem Auszug aus dem Weißen Haus am 20. Jänner hat sich Donald Trump ruhig verhalten. Doch die Vorbereitu­ngen auf sein Amtsentheb­ungsverfah­ren laufen auf Hochtouren. In der Nacht auf Dienstag übermittel­ten die Demokraten offiziell die Papiere für den Prozess gegen den ExPräsiden­ten an den Senat. Die öffentlich­e Anhörung soll am 9. Februar beginnen. Darauf haben sich die wichtigste­n Akteure des Senats, der für die Abwicklung verantwort­lich ist, geeinigt.

Die Verzögerun­g um zwei Wochen hat mehrere Gründe – und sie ist im Interesse beider Parteien. Joe Biden, Trumps Nachfolger, hat anklingen lassen, dass er nichts von einem umgehenden Start hält. „Je mehr Zeit wir haben, um die aktuellen Krisen abzuhandel­n, desto besser”, sagte Biden, der darauf hofft, dass der Senat seine Minister möglichst schnell bestätigt. Biden forderte den Kongress außerdem auf, sein vorgeschla­genes Konjunktur­paket in Höhe von 1,9 Billionen Dollar abzusegnen. Es ist jedoch unwahrsche­inlich, dass es noch vor dem Prozessbeg­inn gegen Trump dazu kommt.

McConnell hält sich bedeckt

Die Republikan­er um Fraktionsc­hef Mitch McConnell wiederum wollten eine Verschiebu­ng bis Mitte Februar erreichen. Das offizielle Argument: Die Anwälte Trumps bräuchten Zeit, um sich einzuarbei­ten und sich auf ein faires Verfahren vorzuberei­ten. Ein anderer Grund: Viele Konservati­ve sind sich noch unsicher, ob sie für eine Verurteilu­ng Trumps stimmen sollen. Sie sind der Ansicht, dass der Ex-Präsident den Sturm auf das

Kapitol am 6. Jänner mit seinen Aussagen um einen vermeintli­chen Wahlbetrug angezettel­t hat. Gleichzeit­ig glauben manche Republikan­er, dass es besser wäre, Ruhe einkehren zu lassen und nicht zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen.

Marco Rubio, der republikan­ische Senator aus Florida, erinnerte an den Abgang Richard Nixons nach dem Watergate-Skandal. Die Begnadigun­g Nixons durch Gerald Ford „war für unser Land und den Blick nach vorne sehr wichtig”, sagte er. Deshalb wolle er „schnellste­ns” gegen ein Impeachmen­t Trumps stimmen. Parteikoll­egen wie Lisa Murkowski und Mitt Romney wiederum setzen sich für eine Verurteilu­ng Trumps ein.

Für einen Schuldspru­ch ist eine Zweidritte­lmehrheit im Senat erforderli­ch. Wenn alle Senatoren abstimmen, müssten in der 100-köpfigen Kammer 17 Republikan­er mit den 50 Demokraten mitziehen. Noch halten sich viele bedeckt, auch weil sich McConnell noch nicht deklariert hat.

Gründung einer Trump-Partei?

Das hat auch politische Gründe. Die Angst vor einer Selbstzerf­leischung der Partei ist groß. Trump könnte einen Feldzug gegen jene Republikan­er planen, die sich von ihm abwenden. Selbst die Gründung einer eigenen Partei steht im Raum. Damit würde Trump der Grand Old Party zumindest zwischenze­itlich den Todesstoß versetzen. Er hat die Wahl im November zwar verloren. Jedoch stimmten mehr als 74 Millionen Amerikaner für ihn. Trump war es gelungen, mehr Wähler als 2016 zu mobilisier­en. Auch wenn sich ein Teil davon nach dem Sturm auf den Kongress von ihm abwenden wird, wollen die Republikan­er seine Anhänger nicht allzu sehr verärgern.

Demgegenüb­er steht die Abwägung, dass Trump im Fall einer

Verurteilu­ng von allen Ämtern ausgeschlo­ssen werden könnte. Dafür wäre im Senat im Anschluss an den Prozess eine einfache Mehrheit erforderli­ch. Hinter vorgehalte­ner Hand argumentie­ren manche Konservati­ve, dass so das Kapitel Trump abgeschlos­sen werden könnte und ein Neustart mit einem gemäßigten Kandidaten möglich wäre. Freilich: Trumps Anwalt, Butch Bowers aus South Carolina, wird sich darauf berufen, dass das Impeachmen­t gegen Trump verfassung­swidrig sei. Nur amtierende Präsidente­n könnten des Amtes enthoben werden, meint die Verteidigu­ng.

Einigkeit herrscht über den Zeitplan. Das Verfahren wird wohl nur wenige Tage dauern. Ein Urteil soll noch im Februar fallen. „Wir alle wollen dieses furchtbare Kapitel in der Geschichte unseres Landes hinter uns lassen“, sagte der demokratis­che Senatsführ­er Chuck Schumer.

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[ Reuters ] Mitch McConnell, der republikan­ische Senatsführ­er, ist einer der entscheide­nden Akteure. Er hat sich noch nicht festgelegt.

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