Milliardenbewertung für Clubhouse
App. Trotz Sorgen um Datenschutz hat Andreessen Horowitz kräftig in die Audio-App aus dem Silicon Valley investiert. Der Investor finanzierte schon Facebook, Instagram und Skype.
Wien. Nicht jeder darf mitmachen. Für Clubhouse braucht man eine Einladung und ein iPhone. Hat man beides, berieselt einen die Audio-App mit Livetalks, oder man veranstaltet selbst virtuelle Diskussionsrunden. Dass Android-Nutzer der Spaß verwehrt bleibt, tut ihrer Beliebtheit keinen Abbruch.
Seit die deutsche Ulknudel Joko Winterscheidt auf Clubhouse ein Format startete, wurde die App im deutschsprachigen Raum bekannter. Inzwischen tummeln sich Medienpromis wie Thomas Gottschalk und sogar einige Politiker auf der Plattform. Das Unternehmen hinter der App heißt Alpha Exploration. Laut den Gründern Paul Davison und Rohan Seth hätten sich in der vergangenen Woche zwei Millionen Nutzer eingeloggt – im Vergleich zu anderen SocialMedia-Diensten ist das mickrig. Facebook nutzen etwa 1,8 Milliarden und Instagram über eine Milliarde Menschen täglich.
Alpha Exploration ist Einhorn
Doch die Marketingstrategie der künstlichen Verknappung geht auf. In einer Finanzierungsrunde (Serie B) soll Clubhouse Gerüchten zufolge mit einer Milliarde Dollar bewertet worden sein. Damit würde Alpha Exploration in der Start-up-Szene als Einhorn bezeichnet. Das Unternehmen bestätigte am Sonntag nur die Finanzierungsrunde – nicht jedoch deren Höhe. Insgesamt hat Clubhouse mittlerweile 180 Investoren.
Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von der Wagniskapitalfirma Andreessen Horowitz. Der Investor hatte schon im Frühjahr 2020 direkt nach der Gründung zwölf Millionen Dollar fließen lassen. Die kalifornische VentureCapital-Firma investierte auch schon in die Plattformen Twitter, Facebook, Skype, Instagram, Airbnb sowie die Kryptohandelsplattform Coinbase. Mobile Plattformen, Gaming, Social Media und E-Commerce sind offensichtlich ihre Vorlieben.
Nun wollen der Mitgründer von Pinterest Davison und der ehemalige Google-Mitarbeiter Seth das Geld in die Entwicklung einer Android-Version stecken. Und schließlich soll die App auch irgendwann Geld einbringen. Also werden kostenpflichtige Funktionen eingeführt und mehr auf Werbung sowie Promotions gesetzt. Damit genügend Inhalt produziert wird, sollen die sogenannten Creator, Nutzer, die aktiv Diskussionsrunden veranstalten, mit dem „Creator Grant Program“gezielt gefördert werden. Sie sollen sich aktiv einbringen und mehr Nutzer auf die Plattform locken. Für sie besteht bald die Möglichkeit, für ihre digitalen Veranstaltungen Eintritt zu verlangen oder Spenden zu sammeln.
Zugriff auf Handykontakte
Bisher wuchs die Community dank ihrer exklusiven Einladungspolitik. Zu Beginn erhält jeder zwei Einladungen, die er an seine Kontakte weitergeben darf. Dafür verlangt das Unternehmen allerdings vollen Zugriff auf das Telefonbuch im Handy. Wer das untersagt, verzichtet auf die Einladungen.
Doch inmitten eines Hypes rücken Datenschutzbedenken schnell in den Hintergrund. So stört es anscheinend nur wenige, dass die App jedes Gespräch auf ihren Servern aufzeichnet, solang dieses läuft. Danach werde alles gelöscht, so das Versprechen. Man wolle damit Verstöße besser feststellen können.
Eine Moderation, die auf einen respektvollen Umgang oder Einhalten der Richtlinien achtet, gibt es nicht. Das führte bereits zu Beschwerden über sexuelle Belästigung und antisemitische Äußerungen in den Gesprächsrunden. Manche hegen den Verdacht, dass dies für einige den Reiz erst ausmacht.