Industrie übersteht aktuellen Lockdown besser
Coronakrise. Die Industrie produziert im derzeitigen Lockdown schon wieder wie in Zeiten vor der Krise. Der Staat hat bisher etwa 31 Milliarden Euro an Coronahilfen ausbezahlt, für die Kurzarbeit wird eine Nachfolgeregelung gesucht.
Wien. Man erlebt es täglich auf den Straßen. Im ersten Lockdown im März 2020 waren kaum Pkw oder Lkw unterwegs, die Industrie stand auch wegen des Zusammenbruchs der Lieferketten still.
Jetzt – je nach Rechenmethode – im zweiten oder dritten Lockdown ist deutlich mehr Verkehr auf den Straßen und auch die Industrie hat sich auf die neuen Gegebenheiten eingestellt. Wie gut, zeigen Zahlen des Finanzministeriums: Demnach sind Exporte und Produktion im aktuellen Lockdown auf dem Niveau vom Jänner 2020, als Corona nur Experten ein Begriff war.
Wie gut der Industriemotor läuft, zeigt das Konjunkturbarometer, das das Finanzministerium wöchentlich erstellen lässt. Derzeit liegt die Volkswirtschaft etwa elf Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Ende März 2020 waren es fast 23 Prozent. Es sei primär die Industrie, die für diese deutlich bessere Zahl verantwortlich sei.
Generell sei Österreich aufgrund des hohen Tourismusanteils härter von der Krise betroffen als andere Länder, erklärten Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Finanzminister Gernot Blümel (beide ÖVP) und Arbeitsminister Martin Kocher am Dienstag. Österreich stelle aber auch die meisten Wirtschaftshilfen zur Verfügung, betonte Blümel. Während diese im EU-Schnitt bei vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts lägen, seien es in Österreich 8,5 Prozent. Aktuell hat das Finanzministerium 31 Milliarden
Euro an Wirtschaftshilfen an die Unternehmen bereits ausbezahlt oder rechtsverbindlich zugesagt. Den größten Anteil daran hat die Kurzarbeit mit 5,8 Milliarden Euro. Beantragt seien aktuell 10,4 Milliarden Euro (die beantragten Hilfen werden nicht immer in Anspruch genommen).
534.256 Menschen ohne Job
Derzeit sind laut Kocher noch 458.993 Personen in Kurzarbeit, das sind um 18.600 mehr als in der vergangenen Woche. 534.256 Personen sind beim AMS arbeitslos gemeldet oder befinden sich in Schulungen. Das sind um 113.000 Arbeitslose mehr als im Vergleich zum vergangenen Jahr. Die Kurzarbeit habe mehr als eine Million Jobs gesichert, sagte Kocher am
Dienstag. Wie es bei der Kurzarbeit ab März weitergeht, werde man bis Mitte Februar bekannt geben. Bis wann es eine Regelung zur Heimarbeit gibt, ist offen. Blümel meinte gestern lediglich, dass „die Vorschläge auf dem Tisch“lägen.
Gut angenommen wird die spezielle Corona-Investitionsprämie. Bisher seien etwa 85.000 Anträge mit einem Investitionsvolumen von 30 Milliarden Euro gestellt worden, berichtete Schramböck. 2,8 Milliarden Euro werden vom Staat übernommen. Etwa die Hälfte der Anträge würden in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit gestellt werden. Die Prämie kann noch bis Ende Februar beantragt werden, erste Maßnahmen müssen bis Ende Mai gesetzt werden. (rie)