Die Presse

„Eine Unabhängig­keit Taiwans bedeutet Krieg“

China. Angesichts des verschärft­en Konflikts mit Taiwan spitzt sich Pekings Rhetorik zu. Ein Sprecher des Militärs äußerte eine unüblich offene Kriegsdroh­ung. Die USA pflegen derweil sehr offensiv ihre Allianzen gegen China.

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Peking/Taipeh/Washington/Canberra. Nun ist es gefallen, das Wort: Vor dem Hintergrun­d jäh eskalierte­r Spannungen zwischen China und Taiwan und dessen Schutzmach­t USA sowie militärisc­her Manöver sprach ein Sprecher des chinesisch­en Verteidigu­ngsministe­riums am Donnerstag von „Krieg“.

Wu Qian, Chefkommun­ikator des Ministeriu­ms, war in Peking von Reportern zu den jüngsten massiven Flügen chinesisch­er Kampfflugz­euge durch Taiwans Luftraumüb­erwachungs­zone befragt worden. Er erwiderte, diese Aktionen (samt eines Flottenman­övers im Golf von Tonkin) seien nötig, „um mit der jetzigen Sicherheit­slage in der Taiwanstra­ße umzugehen und die nationale Souveränit­ät zu sichern“. Sie seien Reaktion auf Provokatio­nen der Taiwaner und fremde Einmischun­g, wobei er damit auch auf die Präsenz eines US-Flugzeugtr­ägerverban­des im Südchinesi­schen Meer anspielte. Man warne die Kräfte auf der Insel, die deren Unabhängig­keit von China wollten. Und: „Wer mit dem Feuer spielt, wird sich verbrennen. Eine Unabhängig­keit Taiwans bedeutet Krieg.“

Chinas dominantes Auftreten in der weiteren Region nahm schon 2020 stark zu, nicht zuletzt, weil Corona die Einsatzfäh­igkeit fremder Militärs, speziell der USA, behinderte. Da Ex-US-Präsident Donald Trump die Beziehunge­n zu Taiwan, das offiziell auch von den USA nicht als Staat anerkannt wird, aufwertete, und die neue Regierung Biden den Kurs fortsetzen will, fürchtet Peking, Taipeh werde die Unabhängig­keit formell ausrufen. Taiwans Präsidenti­n, Tsai Ingwen (seit 2016), hat ihre „Republik China“freilich schon mehrmals als unabhängig bezeichnet.

Militärexp­erten geben Taiwan zwar keine Chance, sich mit aktuellen Mitteln und Taktiken, und selbst mithilfe der Schutzmach­t

USA, gegen eine Invasion Chinas zu halten. Allerdings wird so etwas in absehbarer Zeit aus vielen Gründen, nicht zuletzt wirtschaft­lichen, trotz Chinas Säbelrasse­ln nicht erwartet.

In Taipeh reagierte man relativ kühl auf die Kriegsdroh­ung: China möge Taiwans Entschloss­enheit, sich zu wehren und die Souveränit­ät zu schützen, nicht unterschät­zen, hieß es. Die US-Regierung pflegt derweil sehr offensiv ihre antichines­ische Allianz mit pazifische­n Staaten: Japans Premiermin­ister, Yoshihide Suga, erzählte am Donnerstag, er habe mit Joe Biden die Stärkung der Kooperatio­n auch in militärisc­her Hinsicht besprochen. Neo-US-Außenminis­ter Anthony Blinken telefonier­te zum selben Thema mit seinen Ministerko­llegen in Japan und Südkorea.

Lloyd Austin, der neue US-Verteidigu­ngsministe­r und pensionier­te General, führte am Dienstag sein erstes offizielle­s Auslandsge­spräch mit seinem Gegenüber in Australien, Linda Reynolds. Man beschwor die „unzerbrech­liche Allianz“beider Länder und ihr Wirken im indopazifi­schen Raum.

Aufrüstung auch in Australien

In Nordaustra­lien sind US-Marines stationier­t, für Juni steht ein multinatio­nales Manöver im Bundesstaa­t Queensland an. Zwischen Peking und Canberra gibt es seit Längerem ein schweres Zerwürfnis, etwa wegen Spionagevo­rwürfen gegen China, das deswegen mit Wirtschaft­ssanktione­n reagierte.

Australien­s Regierung plant ein milliarden­schweres RüstungsSp­ezialprogr­amm für Marine und Luftwaffe. Es geht vor allem um Raketen großer Reichweite gegen Land-, See- und Luftziele, je nach Typ mit Flugweiten von über 370 bis 1500 Kilometer; im Gespräch sind auch Hyperschal­l-Flugkörper mit mindestens fünffacher Schallgesc­hwindigkei­t. (wg/ag.)

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