Die Presse

Covid-Förderunge­n: Es geht ums Ganze!

Man sollte gerade jetzt daran erinnern: Was den Unternehme­n hilft, hilft allen.

- VON CHRISTIAN KNILL

Das gewerkscha­ftsnahe Momentum-Institut hat kürzlich in einer Analyse der Corona-Hilfspaket­e behauptet, von diesen Förderunge­n profitiere größtentei­ls der Unternehme­nssektor, wohingegen Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er benachteil­igt seien. Dem ist entschiede­n zu widersprec­hen.

Momentum geht von einem absoluten Gegensatz der Interessen zwischen Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern aus. Diesen gibt es aber schon lang nicht mehr – und in Coronazeit­en schon gar nicht. Bei allen Krisenmaßn­ahmen, egal über welches Instrument sie laufen, geht es zuallerers­t um die Sicherung der Funktionsf­ähigkeit der Volkswirts­chaft. Das wiederum geschieht durch den gesicherte­n Fortbestan­d der Unternehme­n und somit der Arbeitsplä­tze. Alle diese Ziele sind eng miteinande­r verknüpft. Krisenhilf­en sind Hilfen für jeden, egal ob angestellt, selbststän­dig, arbeitslos oder in Ausbildung. Denn es geht jetzt ums Ganze.

Ein Beispiel für das gemeinsame Interesse ist die Kurzarbeit. Die Kurzarbeit­smittel werden von Momentum großteils den Unternehme­n zugerechne­t. Eine solche Aufspaltun­g ist aber unsinnig. Denn was heißt Kurzarbeit genau? Sie bedeutet, dass den Beschäftig­ten, trotz teils massiv reduzierte­r Arbeitslei­stung, ein sehr großer Teil der Entgeltver­luste kompensier­t wird. Den Unternehme­n gibt das gleichzeit­ig die Möglichkei­t, ihre Beschäftig­ten trotz Nachfragee­inbruch zu halten, da so die Lohnkosten vorübergeh­end sinken. Natürlich profitiere­n beide Seiten und es ist sinnlos, darüber zu diskutiere­n, wer in welchem Ausmaß davon profitiert. Es ist absurd und gefährlich, gerade jetzt einen Keil zwischen Arbeitnehm­er und Unternehme­n zu treiben. Die KV-Verhandlun­gen im Herbst haben gezeigt, dass der gemeinsame Wille zur Bekämpfung dieser Krise da ist und Erfolg haben kann.

Natürlich sind Arbeitnehm­er durch die Krise auch von Einkommens­verlusten bedroht. Diese werden durch staatliche Stützungsm­aßnahmen aber doppelt abgesicher­t. Zunächst durch die erwähnte Kurzarbeit, in weiterer Folge durch die Arbeitslos­enversiche­rung. Auch diese wird übrigens von beiden Seiten finanziert. Die beste und wirksamste Medikation gegen Einkommens­verluste ist Arbeitspla­tzsicherun­g. Und genau das versucht die Bundesregi­erung mit ihren Krisenmaßn­ahmen. Daher ist es nicht unlogisch, dass Corona-Hilfsmitte­l in die Sicherung des Fortbestan­ds von Unternehme­n gehen. Es gilt das gemeinsame Ziel, gesunde Unternehme­n durch die Krise zu bringen.

Kosten treffen Unternehme­n

Momentum argumentie­rt auch, dass die Krisenkost­en großteils von den Steuerzahl­ern bezahlt werden müssten. Unmittelba­re Krisenkost­en sind aber zunächst die direkten wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Krise in beinahe allen Branchen durch fehlende Einnahmen. Und diese Kosten treffen in erster Linie die Unternehme­n. Es stimmt: Die Budgetdefi­zite steigen dadurch stark. Aber alle Wirtschaft­sforscher sind sich einig, dass in der jetzigen Situation, mit Nachfragee­inbruch auf der einen Seite und extrem niedrigen Zinsen auf der anderen, staatliche Hilfsmaßna­hmen notwendig und sinnvoll sind. Jeder Euro, der den Fortbestan­d großer und kleiner Unternehme­n sichert, ist deshalb gut investiert­es Geld.

Die Corona-Krisenmaßn­ahmen der Bundesregi­erung sollen vermeiden, dass an sich tragfähige Unternehme­n durch die größte Wirtschaft­skrise seit Ende des Zweiten Weltkriegs in Schieflage geraten und Beschäftig­te abbauen müssen. Arbeitnehm­er und -geber gegeneinan­der auszuspiel­en ist grober Unfug. Christian Knill ist Obmann des Fachverban­ds Metalltech­nische Industrie; CEO der Knill Energy Holding, die er seit 2002 mit seinem älteren Bruder Georg Knill leitet, der seit 2020 IV-Präsident ist.

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