Die Presse

Elon Musk befragt Robinhood-Chef

Broker-Chef verteidigt sich gegen Vorwurf, er würde Hedgefonds unterstütz­en.

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New York. „Ihr hattet wirklich keine andere Wahl?“, fragte Tesla-Chef Elon Musk. Der reichste Mann der Welt diskutiert­e auf der neuen Social-Network-Plattform Clubhouse mit dem Co-Chef und Mitgründer des umstritten­en Brokers Robinhood, Vlad Tenev. War es wirklich nötig, den Handel mit bestimmten gehypten Aktien einzuschrä­nken, wie Robinhood das getan hatte?

Vor einer Woche stand die Tradingpla­ttform noch für freien, demokratis­chen Aktienhand­el: Auf der US-Plattform können User weitgehend gebührenfr­ei Aktien handeln, auch Teile von Aktien kaufen (was es etwa erleichter­t, sich an Amazon zu beteiligen, dessen Aktie zuletzt 3200 Dollar kostete) oder mit Hebel handeln (ihre Gewinne und Verluste vervielfac­hen). Robinhood ist bekannt dafür, dass junge Trader mit kleinen Volumina immer wieder Aktien kurzfristi­g hochtreibe­n.

Für Hedgefonds, gegen User?

Vorige Woche wurde Robinhoods Image aber schwer in Mitleidens­chaft gezogen. Nachdem User auf der Plattform Reddit dazu aufgerufen hatten, Hedgefonds in die Knie zu zwingen und Aktien zu kaufen, bei denen die Hedgefonds auf fallende Kurse gewettet hatten, schränkte Robinhood den Handel mit den betroffene­n Aktien vorübergeh­end ein. Die Empörung war groß. Robinhood stecke doch mit den Großen unter einer Decke, hieß es. Die Kleinanleg­er würden absichtlic­h am Handel gehindert, um die Hedgefonds zu schützen.

Denn Robinhood verdient unter anderem Geld damit, dass er Daten an Hedgefonds wie Citadel verkauft. US-Politiker von links und rechts sprangen auf den Zug auf und stellten sich demonstrat­iv auf die Seite der Kleinanleg­er.

Robinhood-Chef Tenev hatte zunächst mit Anlegersch­utz argumentie­rt. Gegenüber Musk erklärte er nun, die Clearingst­elle, die den Handel abwickelt, habe so hohe Sicherheit­en verlangt. Der Hedgefonds Citadel sei nicht involviert gewesen. Musks Frage, wer die Clearingst­elle kontrollie­re, konnte Tenev nicht beantworte­n.

Ob das reicht, um das Vertrauen der Anleger wieder herzustell­en, wird sich zeigen. Robinhood benötigt dieses, da er demnächst an die Börse gehen will. (b. l.)

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