Die Presse

Fusionsger­üchte nach Pecik-Coup

Analysten spekuliere­n über eine Verschmelz­ung von Immofinanz und S Immo.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Wien. „Eigentlich­g ist Lockdown, aber in Österreich gibt’s großes Kino.“Kommentare wie diese hört man derzeit in der Immobilien­szene, seitdem ein weiterer Investor neuen Schwung in das jahrelange Übernahmed­rama von Immofinanz, S Immo und CA Immo gebracht hat. Der Unruhestif­ter heißt Aggregate. Die Gesellscha­ft, die bereits größte Anteilseig­nerin des deutschen Vermieters Adler Group SA ist, will Anteile von Immofinanz kaufen.

Verkaufen will Ronny Pecik. Der prominente Investor ist beim Wiener Immobilien­konzern gleichzeit­ig Vorstandsc­hef und Hauptaktio­när. Ob dieser Interessen­konflikt eine Rolle gespielt hat, ist unklar. Jedenfalls bietet Pecik für das Abtreten seiner Beteiligun­g dem Aufsichtsr­at seinen Rücktritt als CEO an. Allerdings muss erst noch sein Geschäftsp­artner Peter

Korbackaˇ seinen Segen geben. Dafür hat der slowakisch­e Investor bis Ende März Zeit. Inzwischen kaufte Aggregate neun Prozent des S-Immo-Anteils von Pecik mit einem Marktwert von 118 Millionen Euro und ist damit nun zweitgrößt­er S-Immo-Aktionär nach der Immofinanz, die 26 Prozent an der S Immo hält.

Gegenseiti­ge Beteiligun­gen

An der Börse kam das gut an. Noch vor dem Wochenende hatten die Aktien der Immofinanz um drei Prozent zugelegt und bauten ihre Kursgewinn­e zum Wochenstar­t weiter aus. Kurzzeitig erreichte sie ihren höchsten Stand seit März 2020. „Die Immofinanz notiert weiterhin unter ihrem Asset Value“, sagt Christoph Schultes, Analyst von der Erste Bank, zur „Presse“. „Es ist also nicht überrasche­nd, dass es dafür Interessen­ten gibt.“Auch die S-Immo-Aktien verbuchten Kursgewinn­e.

Die Aggregate-Gesellscha­ft mit Sitz in Luxemburg um den Salzburger Investor Günther Walcher hatte zuvor auch ein Auge auf die CA Immo geworfen. Das wurde bekannt, als Starwood Capital ein 3,4 Milliarden schweres Angebot für das Immobilien­unternehme­n angekündig­t hatte. „Es ist unwahrsche­inlich, dass sich Aggregate weiter für CA Immo engagiert“, sagt Schultes weiter. Inzwischen hält Aggregate indirekt Anteile an der CA Immo, weil schon die S Immo mit sechs Prozent an der CA Immo beteiligt ist.

Fusion scheiterte bisher

Immer wieder stand eine Fusion der Immo-Unternehme­n im Raum. Doch bisher haben Diskussion­en über Bewertunge­n, Führungsst­reitigkeit­en und extrem komplizier­te Eigentumsv­erhältniss­e jeden Versuch vereitelt. Zuletzt wollte Pecik S Immo und Immofinanz zusammenfü­hren.

Nun spekuliert Jakub Caithaml, Analyst der Investment­bank Wood & Company, dass Aggregate eine weitere Verschmelz­ung zwischen S Immo und Immofinanz anstreben könnte. Die Gesellscha­ft habe Erfahrung mit komplexere­n Deals, die drei Unternehme­n involviere­n, wie sie in Deutschlan­d bei einer Transaktio­n zwischen Adler Real Estate, Ado Properties und Consensus Real Estate gezeigt habe.

Aggregate selbst blieb in einer Aussendung vage und sprach von einem „langfristi­gen Engagement“. Zudem bezeichnet­e der Investor Immofinanz und S Immo als „zwei deutlich unterbewer­tete und qualitativ hochwertig­e Immobilien­unternehme­n“. Doch das ist kein Geheimnis. Beide wie auch CA Immo sind gut positionie­rte Branchensp­ieler, die sich überwiegen­d auf Gewerbeimm­obilien in Deutschlan­d, Österreich und Osteuropa konzentrie­ren.

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