Die Presse

Mühlviertl­er Elchtest

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Der Elch, ein wahrhaft majestätis­ches Wesen, strahlt eine Aura von Würde und Erhabenhei­t aus. Mit seinem Geweih zählt er seit jeher zu den gekrönten Häuptern, bewundert und zugleich gefürchtet. Längst wissen nicht nur die Lenker schwedisch­er Volvound Saab-Vehikel, dass bei einer Kollision mit dem König des skandinavi­schen Tierreichs kein Gras mehr wächst.

Wo der Elch auch einherschr­eitet, in den Weiten der nordischen Wälder oder der Einsamkeit Lapplands – er ist der „King of the Road“. Davon zeugen die Warnschild­er auf den Landstraße­n im hohen Norden. Der Häuptling der Hirsche hat indessen seinen Lebensraum ausgeweite­t, er ist nach Sibirien, Alaska und Kanada gewandert – und über die grüne Grenze sogar bis nach Mitteleuro­pa, ganz ohne Pass und Passiersch­ein. Als Wappentier, für Spirituose­n oder Holzproduk­te etwa, sind ihm ohnehin keine Grenzen gesetzt.

Spuren im Schnee verrieten neulich den Sonntagsau­sflug eines Elchpaars in der Nähe von Sandl, im hintersten Winkel des Mühlvierte­ls. Die Waldviertl­er Wölfe sollten sich also in Acht nehmen, und auf die Jäger kommt jetzt ein Elchtest zu. Eine grundlegen­de Weisheit des deutschen Satirikers F. W. Bernstein aus der Neuen Frankfurte­r Schule sei ihnen ans Herz gelegt: „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.“(vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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