Die Presse

„Bombe platzt“: Ibiza in Van der Bellens Kalender

Ibiza. Wusste Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen vor der Veröffentl­ichung vom Ibiza-Video? Sein Büro verneint. In der FPÖ machte aber ein Kalenderei­ntrag die Runde – sie will den Präsidente­n jetzt im U-Ausschuss befragen.

- VON IRIS BONAVIDA

Wien. Wusste Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen (weit) vor der Veröffentl­ichung des IbizaVideo­s von seiner Existenz? In der Präsidents­chaftskanz­lei gibt es darauf eine klare Antwort: nein. Allerdings gab es zuletzt drei Anlässe, um genauer nachzuhake­n.

Alle haben ihren Ursprung bei Julian H. – also jenem Detektiv, der maßgeblich an der Entstehung des Videos beteiligt war und auf Ibiza den Begleiter der angebliche­n Oligarchen­nichte spielte. H. sitzt derzeit in Deutschlan­d in Auslieferu­ngshaft (die österreich­ische Justiz ermittelt wegen Drogenhand­els und Erpressung, H. nennt die Vorwürfe „konstruier­t“).

Vergangene Woche berichtete er dem „Standard“, dass er sich mit der Organisati­on des Videos viele

Feinde gemacht hatte. Um sich abzusicher­n, habe er sich an die Kanzlei des Präsidente­n gewandt.

Zum einen habe H. am 16. Mai (also einen Tag vor Veröffentl­ichung) ein E-Mail geschriebe­n. Die Präsidents­chaftskanz­lei bestätigte das, darin habe H. aber nur vage Aussagen getätigt, man habe das Mail ad acta gelegt.

Zum anderen traf H. vor der Veröffentl­ichung einen Mann aus dem Umfeld der Grünen bzw von Van der Bellen. Damals war der Mann nicht für die Partei aktiv, heute sitzt er im Kabinett von Vizekanzle­r Werner Kogler. Er bestätigte zuletzt auch der „Presse“das Treffen. Er wusste laut eigenen Angaben aber nicht, dass es sich bei seinem Gesprächsp­artner um den Begleiter der Oligarchen­nichte handelt. Er habe einzelne Videopassa­gen gesehen, die aber akustisch schwer verständli­ch und unzuordenb­ar waren. Daher habe er auch nur seiner Lebensgefä­hrtin davon erzählt.

Kalender-Notiz

Und dann gibt es eben noch einen dritten Aspekt: Er dreht sich um den Kalender des Präsidente­n – oder, richtiger, um ein Foto, das jemand davon gemacht und an den damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache geschickt haben soll. Der „Standard“berichtete zuerst darüber. Der FPÖ-Fraktionsf­ührer im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss,

Christian Hafenecker, bekam das Foto auch zu sehen. In der Woche, in der das Ibiza-Video veröffentl­ich wurde, gab es gleich mehrere verdächtig­e Einträge, sagt Hafenecker zur „Presse“: Am 13. Mai habe es den Vermerk „BVT fährt Personensc­hutz hoch“gegeben. (Laut Präsidents­chaftskanz­lei stimmt das nicht). Am 16. Mai einen Termin mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und dem damaligen Innenminis­er Herbert Kickl. Laut Hafenecker ging es um eine Bestellung im Innenresso­rt.

Und, am 17. Mai schließlic­h, den Eintrag: „Die Bombe platzt“. Laut Präsidents­chaftskanz­lei habe Van der Bellen die Notiz im Nachhinein gemacht, um den Tag sozusagen zu markieren. Hafenecker will nun die Causa im U-Ausschuss besprechen und Van der Bellen als Auskunftsp­erson laden.

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[ APA ] Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen.

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