Die Presse

Anzeige gegen Premier der Niederland­e

Regierungs­chef Mark Rutte wird Amtsmissbr­auch vorgeworfe­n.

- Von unserem Korrespond­enten HELMUT HETZEL

Den Haag. Die niederländ­ische Zulagenaff­äre, bei der es um vom Fiskus verhängte illegale Rückforder­ungen von Sozialleis­tungen und Kindergeld­zuschlägen für Bedürftige geht, zieht immer weitere Kreise. Nun haben 80 Personen, die dadurch geschädigt wurden, Strafanzei­ge gegen den niederländ­ischen Premier, Mark Rutte, erstattet.

„Es geht um verschiede­ne Formen des Amtsmissbr­auchs“, sagt der Anwalt Vasco Groeneveld, der die geschädigt­en Personen vertritt. Außer Rutte seien auch noch amtierende und ehemalige Minister, die in der Affäre eine entscheide­nde Rolle gespielt haben, von der Anzeige betroffen. Darunter ist auch der ehemalige Minister für Soziales, der Sozialdemo­krat Lodewijk Asscher.

Rutte und das von ihm geführte christlich-liberale Kabinett trat Mitte Jänner wegen der Affäre geschlosse­n zurück. Seither ist sein Kabinett nur noch geschäftsf­ührend im Amt.

26.000 betroffene Familien

In der sogenannte­n ZulagenAff­äre geht es darum, dass das Finanzamt auf Weisung der Regierung zahlreiche Sozialleis­tungen, insbesonde­re Kindergeld­zuschläge und Sozialhilf­e, unrechtmäß­ig zurückgefo­rdert hat. Das stürzte zahlreiche bedürftige niederländ­ische Familien ins Elend. Manche verloren ihre Wohnungen.

Die Finanznot, die der Fiskus bei ihnen zu Unrecht auslöste, führte auch zu zahlreiche­n Ehescheidu­ngen. Es gab sogar Selbstmord­drohungen in einigen der unrechtmäß­ig bestraften Familien. Von der Zulagen-Affäre sind etwa 26.000 Familien in den Niederland­en betroffen.

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