Hohe Lebensqualität erhalten
Interview. Erika Wasserrab, Geschäftsführerin der Österreichischen Gesellschaft für Psychoonkologie (ÖGPO), über die Arbeit und Ausbildung von Psychoonkologen.
Warum braucht es überhaupt speziell ausgebildete Psychoonkologen?
Erika Wasserrab: Weil die Diagnose Krebs in vielen Fällen den Menschen den Boden unter den Füßen wegreißt. Zwei Drittel schaffen das mit eigenen Bewältigungsstrategien oder mithilfe des sozialen Umfelds, ein Drittel der Patienten braucht Unterstützung. Es geht in der Psychoonkologie darum in allen Phasen der Erkrankung um den Erhalt einer hohen Lebensqualität. Etwa durch die Vermittlung von Bewältigungsstrategien, die Stärkung von Ressourcen und wenn notwendig auch den Einsatz von Psychopharmaka.
Diese Art der Unterstützung brauchen doch auch Patienten, die etwa nach einen Unfall oder einer anderen schweren Erkrankung zurück ins Leben finden müssen. Warum eine eigene Form der Psychotherapie speziell für Krebserkankte?
Das hat allein mit der Anzahl der Betroffenen zu tun. Wir sprechen in Österreich von circa 40.000 Diagnosen pro Jahr. Dazu kommt, dass Krebs durch den medizinischen Fortschritt immer mehr auch eine chronische Erkrankung ist, mit der viele Menschen noch viele Jahre nach der Diagnose leben und etwa vor Kontrolluntersuchungen immer wieder zurückfallen und Unterstützung brauchen.
Insgesamt leben derzeit in Österreich etwa 400.000 Menschen mit einer Krebsdiagnose.
Was sind die Voraussetzungen, um Psychoonkologe zu werden, was lernt man in der Ausbildung?
Wer bei uns eine Ausbildung macht, muss klinischer Psychologe sein, oder Psychotherapeut oder Arzt. Schwerpunkte sind die Kommunikation mit den Patienten und Angehörigen, die Vermittlung von Empathiefahigkeit, aber auch die Fähigkeit, sich abzugrenzen. Der Begriff Psychoonkologe ist nicht geschützt, weshalb es wichtig ist, eine Ausbildung bei einem zertifizierten Ausbilder zu machen. (SMA)